WGL Live // No Bullet Left

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    • WGL Live // No Bullet Left

      Die Mojave-Wüste ist sicherlich einer der eindrucksvolleren Orte der Vereinigten Staaten. Mythen, Legenden und Geschichten sind hier zu finden. Ein Hauch Americana. Morricone würde an einem solchen Ort mit jeder Note eine gefühlsvolle Kugel durch den Schädel eines Menschen jagen und Erinnerungen für ein ganzes Leben hinterlassen.
      Schonmal an so einem Ort gewesen? Schonmal dort nach etwas gesucht, was man im Leben nicht findet? Manchmal muss man das. Manchmal muss man die Dinge gut sein lassen und einfach weg sein. Einsamkeit war schon immer die beste Medizin über sich selbst zu richten, sich selbst zu konfrontieren um herauszufinden, was nötig ist, um das Wesen eines Menschen zu verändern.
      Wer hier rein geht, kehrt meist nicht zurück, dafür ein anderer. Für die einen ein Kinderspiel, für die anderen der letzte Ritt um es mit Gott aufzunehmen.






      Adam Page. Teilzeit-Pro-Wrestler. Vollzeit-Versager.

      Seine Geschichte ist kein Mythos und auch keine Legende. Morricone würde nicht eine Note für diesen Menschen verschwenden. Das würde Page nicht mal selbst. Seine Geschichte ist nur eine von denen, die vergessen wird, bevor sie begonnen hat.

      Sinatras Blue Moon begleitet Page auf seinem Weg durch den kalten Wüstensand. Sein Pferd, Begleiter, führt den Weg ins Ungewisse mit langsamen Schritt fort. In einer Hand schwingt der Revolver, der Notfallplan Gottes. Eine Kugel übrig. Die Frage längst geklärt. In der anderen Hand die Flasche. Mephisto persönlich. Engster Freund und schlimmster Feind bis zur letzten Stunde. Auf dem Weg zum größten Match will Page wissen wie der Tod schmeckt und schenkt sich nochmal ein.

      Es ist kühl, die Seele warm, die Sinne vernebelt, doch eines ist so klar wie der Vodka. Page ist allein. Die Ehe dahin, die Karriere sowieso. Ein Hauch amerikanische Kultur am Ende der Gesellschaft.
      Die Kälte ist gut. Sie hält wach, lässt den Körper weitermachen und arbeiten. Die Klänge Sinatras ebenso. Sie lindert den Schmerz und die Angst vorm Nichts.

      Page zündet sich eine alte Zigarette an. Lucky Strike. Ein Überbleibsel einer alten Arbeitskollegin. Die Flamme lässt ihn erinnern. Erinnerungen zu verbrennen ist ein schönes Symbol, leider sinnlos wenn man trotzdem nicht vergessen kann. Liebe kann man weder verbrennen noch ertränken, egal wie oft man es versucht. Die Dinge sind wie sie sind und man sollte damit leben. Adam Page kann das nicht. Auf das zu schießen, was einen plagt führt nicht zur Heilung, wenn am Ende doch eine Kugel übrig bleibt, für die es kein Ziel gibt.


      „Without a dream in my heart, without a love of my own…“




      Page steigt ab, streichelt sein Pferd, geht einige Meter und setzt sich auf einen Stein. Nach dem nächsten Schluck beendet auch Sinatra seinen Auftritt und verabschiedet sich für den heutigen Abend um die nächste verlorene Seele heimzusuchen.

      Für Adam Page kehrt Ruhe ein. Kein Ton weit und breit. Ein weiterer Schluck aus der Flasche. Noch einer und noch einer, doch es ändert nichts. Er ist da wo er hin wollte. Allein und mit sich selbst konfrontiert.
      Der Hangman hat gekämpft. Tage, Wochen, Monate. Jeder Niederlage hat ihn näher an diesen Moment gebracht.

      Es ist der Moment, in dem alte Wunden anfangen zu schmerzen. Die Zeit bleibt für den gequälten Menschen stehen, während alles andere weiterzieht. Von einen auf den nächsten Moment ist einem bewusst, dass es besser gewesen wäre, Geist und Körper mit aller Macht zu bewegen, anstatt sich dem Schicksal zu ergeben.

      Was Adam Page fühlt ist eine einfache Niederlage. Die Dämonen, die ihn damit konfrontierten, ihm die Chance gaben das Nichts zu umarmen, hätte er am liebsten nie gesehen. Das Nichts umarmen? Um die Leere zu füllen? Womit?

      Page steht auf, bewegt sich schwankend. Einige Schritte durch Sand und Steine. Ein Schritt weiter in die Leere, ein Schritt weiter zum Selbst, während der Revolver mitschwingt und der flüssige Teufel nach einem weiteren Schluck schreit.


      „Alex Trebek, du kennst vielleicht die Antwort, aber was weißt du schon über die Frage, dem was davor und danach kommt? Ein Cowboy ist das, was er ist. Ein einfacher Mann. Es gibt die, die reiten. Es gibt die, die vom Pferd fallen und wieder aufsteigen und naja, es gibt die, die hinfallen und auch liegen bleiben und nicht mehr aufstehen und eben auch die, die Gott herausfordern und verlieren.“


      Page geht zurück, auch wenn er nach vorne geht. Die Schritte werden langsamer. Ein Mann trifft seine Entscheidung.

      Ein Schuss. Schall durchschneidet die Nacht. Einige Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, bis das dumpfe Pfeifen in den Ohren verstummt.

      Die Flasche wird auf den Boden gestellt, kippt im Sand um und vergießt ihre letzten paar Momente Betäubung. Ein erleichtertes Seufzen ist das einzige, was man in dem Augenblick vernimmt.


      „Machs gut, alter Freund.“


      Page betrachtet seinen Revolver. Die Kammern sind leer, keine Kugel mehr übrig. Ein letzter Blick bevor der Revolver in die Dunkelheit geworfen wird.


      „Machs gut… was auch immer. Dieser Cowboy hat vielleicht seine Probleme, aber deswegen gibt er sich noch lange nicht dem Nichts hin. Cowboys tun genau eine Sache und nur eine…“


      Hangman Adam Page hat eine Sache verstanden. Das Schlechte gehört wie das Gute zum Leben dazu. Es bildet Teil des Charakters und begleitet einen für immer. Eigentlich versteht er von all diesen Sachen nichts, denn er ist nur ein einfacher Mann. Ein einfacher Cowboy. Cowboys reiten, von Süden nach Norden und von Westen nach Osten. Sie fallen auch manchmal hin. Manchmal bleiben sie auch liegen, aber nicht für immer. Am Ende steigen Cowboys wieder in den Sattel und treten die Flucht nach vorne an. Immer. Das ist die eine Sache.

      Die Sonne durchbricht die Nacht. Er fühlt die Wärme der Sonnenstrahlen auf der Haut und ein neues Leben beginnt, denn wer einmal die Wüste betritt, kehrt nicht zurück, dafür ein anderer. So auch heute. Adam weiß nicht, wer das ist, der heute aus der Wüste reitet, aber er weiß, dass ein Leben wartet, egal wie dieses aussieht, aber es ist eines, dass zum ersten Mal seit langer Zeit, wenn auch von Dämomen begleitet, nicht kampflos angegangen wird. Er hat weder Gott noch den Teufel herausgefordert, sondern sich selbst... und er hat gewonnen.

      Blue Moon von vorne. Sinatra betritt die Bühne erneut, die Zugabe läuft.


      The 'One Bullet'-Tragedy
      Chapter 1 - One Bullet Left
      Chapter 2 - Story About Nothing
      Chapter 3 - Who Is Adam Page?
      Chapter 4 - No Bullet Left
    • @Omega @TheHitman @Rattlor76 @Nighty @Delta @Bosstime @R0ß50N @Dee-Kay @Rocco Siffredi @kappa @Ray87 @Chris B. Chicken @Payne @Kej @StanTheMan @Fjall

      Kurze Info: Das hier ist kein Comeback oder sowas, nur ein Abschluss für das, was ich mal angefangen hab. Feedback oder Kommentar verlange ich nicht, trotzdem danke an alle, dies lesen und was für sich dabei herausgezogen haben.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Fjall ()

    • War schön geschrieben, auch wenn es eigentlich überflüssig ist das zu erwähnen. Gefiel mir auch sehr gut, ich mag die bildlich-verschachtelte Sprache in den Segmenten, in die man auch selbst einfach viel hineinlesen kann. Ich war auch echt gespannt ob es ein böses Ende nimmt oder nicht. Ich hoffe, dass war nicht das letzte was wir in der WGL von "Hangman" Fjalldam Page gehört haben. Ein Ende kann auch ein Neubeginn sein. Machs gut, alter Freund.
      ( ´ ▽ ` )ノ___________________________________________________________

      "The good thing about the American Dream is... that you can just go to sleep...
      ...and try it all again the next night."
    • Bist du in Wahrheit Karl May? :D Finde das stilistisch extrem stark. Die Geschichte so abzuschließen ist super denn es öffnet Tore. Auch wenn du geschrieben hast, dass dies kein Comeback sei aber es ermöglicht eines und wer weiß... vielleicht kommt Page ja doch bald zurück in den Ring. Irgendwie klingt vieles so plausibel und gut ausgearbeitet, so als habe man eine solche Situation selbst am eigenen Leib einmal erfahren und seelischen Beistand erfahren. Es wirkt fast so als wäre ein Teil darin autobiografisch (kann mich natürlich komplett irren). Insgesamt finde ich es toll wenn man so etwas hier aufbaut abseits des Wrestlings um dem Gimmick aber eine Tiefe zu verleihen die ihres gleichen sucht. Große Kunst und daher Danke für diese Arbeit.
    • Und somit ist die Geschichte komplett. Zeit, das auszudrucken, in Menschenleder zu binden und die nächste Story anzufangen!

      Sehr viele alte Leute-Insider, für die ich googeln musste. Immerhin Sinatra kenne ich... :D

      Danke für den schönen Beitrag! Wieder ganz toller Erzählstil.
    • Wie die anderen Parts wieder super geschrieben. Leider mit etwas Zeit dazwischen, sodass mir die anderen Teile gerade nicht mehr so präsent waren. Schöner Abschluss mit toller Message am Ende. Hoffe ja immer noch, Fjall kommt bald zurück. Ich sags auch immer wieder, er wär ein Top Writer.

      nWo 4 Life
    • Sehr schöner letzter Part mit einem tollen Abschluss, für mich ein super Ende der Reise. Die Reihe ist auf jeden Fall was besonderes hier in der WGL, zurecht wird das ganze so gelobt. Toll geschrieben und umgesetzt ;)

      The Greatest Wrestling World Champion of all time... NJPW True Legend... Perfect Human Being... Bringer of Chaos... Jay White... WGL you are Welcome... hahahahahahahaha