A Glimpse Behind the Stage: Redemption

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • A Glimpse Behind the Stage: Redemption

      United As One, der 15. Geburtstag der PCWA, ist seit wenigen Stunden offiziell Geschichte! War der PCWA Dome während des Wrestling-Großereignisses noch bis auf den letzten Sitzplatz ausgebucht, blickt man, mit Ausnahme einiger Reinigungskräfte und der Ringcrew, die sowohl Wrestlingring, als auch Bühne in ihre Einzelteile zerlegen, in eine gähnende Leere. Für die, die im Inneren des Domes zu dieser späten Stunde noch arbeiten, heißt es nun ganz klassisch „Nach der Show ist vor der Show“, schließlich will die Arena für die nächsten Veranstaltungen wieder hergerichtet und das Equipment für die anstehenden Houseshows eingelagert werden. Business as usual… für die meisten jedenfalls, schließlich mussten sich die Fans bei United As One schweren Herzens auch von einer Ikone und einer Legende dieses Sports verabschieden. Und von ihr.

      Nachdem sich Ashley Stanton von Dr. Häuser aufgrund des TLC-Matches durchchecken ließ, überraschte sie es nicht, als man sie von der Krankenstation direkt zu Chris Bradshaw zitierte. Noch weniger überraschte sie, was der Road Agent ihr mitzuteilen hatte. Die Kündigung ging schnell über die Bühne: Kurzer Handshake, höfliches Lächeln auf beiden Seiten, gefolgt von steinerner Ernsthaftigkeit in den Blicken beider und der erwarteten Hiobsbotschaft samt Aufrollen der unanfechtbaren Faktenlage, ohne dabei allerdings noch unnötig Zeit zu verschwenden. Danach ein erneuter Händedruck, ein weiteres Lächeln, die Betonung der unendlichen Dankbarkeit für diese einmalige Chance und die Verabschiedung. Anschließend die Flucht nach draußen, die Maske der Professionalität fallen und die Tränen der Enttäuschung fließen lassen.

      Auf den Korridoren, die nach draußen führten, gab es zu ihrem Glück niemanden, der sie beachtete. Viel zu sehr waren die emsigen Arbeiter damit beschäftigt, den Backstagebereich des PCWA Domes in den Urzustand zurückzuversetzen. Letztlich spielte es aber auch keine Rolle, ob jemand sie in ihrer Aufgelöstheit bemerkte, denn zurückkehren würde sie ohnehin nicht mehr. Das Abenteuer namens „Wrestling in Deutschland“ war endgültig beendet. Dennoch stockte sie, als sie, ihre Sporttasche geschultert, durch die gläserne Eingangstür auf den gepflasterten Platz vor dem Dome schritt und ihn dort im Schein einer Laterne stehen sah. Dennoch ignorierte sie ihn nicht, als er sie mit einem undefinierbaren Blick musterte und anschwieg, obwohl sie offiziell kein Teil mehr seines Kosmos war. Dem Kosmos der PCWA. Dem Kosmos des Hannibal Cain.

      Unter anderen Umständen wäre Ashley wohl anders an diese Situation herangegangen. Unter anderen Umständen hätte sie wohl zuerst einen Blick über die Schulter gewagt, um sicherzustellen, dass sie – aus welchem abstrusen Grund auch immer – nicht vom Rest der Religion of Death hinterrücks angefallen wird. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte sie ihn unter anderen Umständen danach wahrscheinlich einfach stehen lassen, um nicht wie Rafael Azpiri, Benedict White oder Jacob Kwabena von seinen religiös verklärten Worten infiziert und in eine Marionette seiner Ambitionen verwandelt zu werden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie ein Gespräch mit dem Feind des Status Quo aufgeschoben, weil Azpiris glühender Eifer für Cains "Arbeit" ihr unheimlich erschien und Azrael Rage diesen Eindruck von sich aus auch noch bestätigte.
      Aber diese Umstände existieren nicht. Nicht mehr. Sie ist nunmehr kein Teil der Company und damit auch keine Konkurrenz für die Religion of Death. Sie ist nur noch ein Gast auf dem Gelände des Phoenix-Centers, so lange bis man ihr das Ticket für die Heimreise aushändigt und sie zusammen mit ihren begrabenen Träumen in die Staaten zurückschickt. Es gibt nichts mehr, das sie an diesen Ort bindet. Warum also nicht tatsächlich auf Rafael Azpiri hören und sich ein eigenes Urteil bilden? Wie pflegte Blaze doch immer zu sagen?
      Die junge Frau aus dem mittleren Westen der Vereinigten Staaten streicht sich über ihre Augenlider, trocknet die Feuchtigkeit an ihren Wangen und geht auf den selbsterklärten Bösewicht zu, der sie mit Händen in den Taschen seiner Jacke weiterhin ansieht. Und dabei lächelt.

      Ashley Stanton: "Ist es nicht viel zu kalt, um hier so mutterseelenallein auf einem Platz zu stehen?"

      Das hat sich mehr nach Flirt angehört, als es in Wirklichkeit sollte. Dann wiederum ist besonders heute einer dieser Abende, an dem ihr Gesellschaft und Intimität in ihrer momentanen Verfassung sicherlich gut tun würden. Die ehemalige PCWA-Wrestlerin verkürzt die Distanz zum selbsterklärten Bösewicht auf wenige Meter und lässt dabei unscheinbar ihr Augenpaar über die sie umgebende Dunkelheit gleiten, eine allzu nachvollziehbare Vorsichtsmaßnahme, selbst wenn sie vor weniger als 20 Minuten entlassen wurde.

      Ashley Stanton: "Solltest du nicht beim Rest deiner… 'Gemeinde' sein?"

      Der Angesprochene schüttelt den Kopf, legt das undeutbare Lächeln aber nicht ab. Er mustert die junge Amerikanerin. Es ist der perfekte Zeitpunkt genau hier, an diesem Ort zu sein. Er sieht in ihren Augen den Anflug von Gebrochenheit, den der zerplatzte Traum der PCWA Karriere initiiert hat. Er sieht die weg gewischten Tränen, aber die Trauer lässt sich nicht verdecken. Er weiß es, Ashley ist bereit mit ihren Augen mehr zu sehen, als den dunklen, schmutzigen Vorplatz des PCWA Domes. Mehr als den ausgerufenen Blender. Sie ist bereit eine schöne, neue Welt zu sehen, eine helfende Hand in ihrer vielleicht dunkelsten Stunde. Ein perfekter Moment!
      Statt etwas zu sagen, streckt Hannibal seine Hand aus. Ein Zeichen von Anstand, Respekt, Offenheit. Die selbe Geste hat Chris Bradshaw auch getätigt, doch der Mann, der bei der PCWA für das Scouting weiblicher Athletinnen verantwortlich ist, hatte andere Intentionen. Er wusste, es gehört sich so... aber, er meinte es nicht ehrlich. In Cains Augen jedoch erkennt Ashley etwas anderes. Wärme. Mitgefühl. Ehrlichkeit? Die Rolle des Blenders hat hier und heute nicht Hannibal inne, die spielte Chris Bradshaw im Namen einer großen Maschinerie, bei der sie durch das Sieb fiel. Und so nimmt sie diese Geste an und ihre Hände berührern sich, während ihre Augenpaare das des Gegenübers fokussieren.

      Hannibal Cain: "Ich bin dort, wo ich wirklich sein will!"

      Noch immer kann sie den Gesichtsausdrucks des selbsterklärten Bösewichts nicht definieren.

      Hannibal Cain: "Und was die Gemeinde der Religion of Death angeht: Nun die bereitet gerade die Rückholaktion der Cotatores Titel vor. Man sollte Rafas und Bens Gutmütigkeit nicht als Schwäche auslegen. Beide haben sich aus Respekt für Azrael sehr zurückgehalten und die Aggressive Expansion hatte somit eine Art Free Pass, aber dieser ist nun verwirkt. Die Religion wird die Stärke ihrer Gemeinschaft bald mit der Trophäe ausweisen, die für Gemeinschaftsgefühl steht. Und niemand geringeres als das abschätzig betitelte B-Team wird dafür sorgen und somit die Welt Lügen strafen."

      Ashley lacht amüsiert auf. Nicht falsch, nicht spöttisch. Aus einem unerfindlichen Grund findet sie diese Pervertierung unumstößlicher Wahrheiten durch das Objektiv von Hannibal Cain in der Tat ziemlich witzig. Es muss wohl an der Scheißegal-Haltung liegen, die inzwischen wieder von ihr Besitz ergriffen hat und sie die Albernheit in den Dingen sehen lässt.

      Ashley Stanton: "Hast du mit den gleichen Worten auch Azpiri und White vertröstet?"

      Hannibal Cain: "Oh, ich dachte das ist es, was du hören wolltest. Eine Kampfansage des Predigers. Der den Hype herbetet und blendet. Ich wusste nicht, dass du tatsächlich an der Wahrheit interessiert bist. Daran, dein wahres Potenzial zu sehen. Daran, mehr zu sein, als das Opfer eines Systems, indem du weiblicher und wrestlerischer Eyecatcher für ein bereits vorab zum Scheitern verurteiltes Projektes bist. Jetzt erst, in dieser Sekunde verrätst du es mit jeder Faser deines Körpers."

      Sie tat es bereits vorher, aber Hannibal weiß um seinen Ruf, spielt gern damit, um seinen Gesprächspartner dann kalt zu erwischen. Und auch dieses Mal ist die Taktik von Erfolg gekrönt. Der Feind des Status Quo deutet während seiner Ausführungen auf ihr Gesicht, was die Tag Team-Partnerin von Maximilian Lunenkind dazu bringt, beschämt ihr Haupt nach unten zu neigen, um die sichtbaren Reste des verlaufenen Make-Ups unter ihrer Haarpracht zu verbergen. Er kann sie lesen. Blättert mit fast beiläufiger Süffisanz durch die Seiten ihres offenen Buches. Und auch dass er hier scheinbar grundlos steht, ist selbstverständlich kein Zufall. Hannibal hat sie im Main Event vom Kommentatorenpult aus in den Fokus genommen. Er wollte sie unbedingt treffen. Seine Augen blitzen und funkeln.

      Ashley Stanton: "Hör mal, ich habe wirklich einen furchtbaren, furchtbaren Tag hinter mir, und ob du es glaubst oder nicht – das liegt weder daran, dass ich die Cotatores Trophy Challenge nicht gewinnen konnte, noch an meinem von Lunenkind gebrochenen Herzen. Das Einzige, das ich nach einem solche Tag noch tun will, ist, mich so schnell wie möglich in meinem geschmacklos eingerichteten Hotelzimmer einzuschließen, ein heißes Bad zu nehmen und mich währenddessen bei einem Glas Rotwein aus der Minibar und zu Florence + the Machine aus schlechten MacBook-Lautsprechern selbst zu bemitleiden. Also, sag mir doch endlich, was hier gespielt wird! Was soll dieses hinterlistige Jonathan Frakes-Gedächtnisschmunzeln, hm?"

      Abwehrend hebt der Co-Captain der Religion of Death die Hände. In seinem Antlitz findet sich ein entschuldigender Gesichtsausdruck wieder.

      Hannibal Cain: "Ich stehe bloß hier, versuche meine Gedanken zu ordnen. Es war ein ereignisreicher Abend. Dann kommst du und sprichst mich an. Ich sehe, es geht dir nicht gut, versuche dir von Kollege zu Kollegin meine Zuhörerschaft anzubieten und du gehst zweimal in den Modus Attacke über."

      Die ehemalige Athena Titelträgerin hält kurz inne. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Aber wer will ihr ihre momentane Stimmung verübeln. Sie ist sauer, sauer auf sich, auf Lunenkind, auf das Management. Auf die Welt! Sie hatte nie eine wirkliche Chance ihren Traum zu leben, niemand ist bereit, sich für sie oder ihren Traum einzusetzen. Im Uhrwerk PCWA ist sie ein überzähliges Rädchen, das nicht gebraucht wird und deshalb auch nicht wirken darf. Und die daraus resultierende Wut ist es, die Hannibal will!

      Hannibal Cain: "Weißt du, ich will dich nach solch einem suboptimalen Abend nicht noch bedrückter machen. Bevor du aber gleich deinen Unmut mit Rotwein herunter spülst, möchte ich dich in den Fight Club einladen. Lerne meine Partner kennen und trainiere mit uns. Vielleicht könnten wir dir als Wrestlerin und Person etwas geben, dass dich wachsen lässt. Ähnlich, wie mich. Oder Rafa, Ben und Kwabs. Ich glaube, die PCWA hatte bisher keine Gelegenheit, die wahre Ashley Stanton zu sehen. Ich hatte diese Möglichkeit bisher noch nicht. Daher würde ich gern mit dir trainieren, all dein Talent und deine Schönheit, die du in den Ring trägst, aus der Nähe sehen. Wir würden uns sehr über dieses Geschenk von dir freuen. Und vielleicht nimmst du auch etwas mit."

      Der Alpha Carnivore wirft theatralisch die Arme auseinander und setzt ein neuerliches Lächeln auf, welches Ashley ihrerseits auf ehrliche, wenn auch trübsinnige Weise erwidert. Trotz seiner Taten und den Dingen, die sie im Locker Room über Hannibal Cain aufgeschnappt hat, ist diese Einladung eine der nettesten Gesten, die sie in dieser Liga erlebte.

      Ashley Stanton: "Danke. Das ist ein großzügiges Angebot. Wenn ich daran denke, wie es die letzte Zeit für mich lief, wäre das sicherlich eine der letzten Sachen gewesen, mit der ich gerechnet hätte. Und das ausgerechnet von dir, dem 'selbsterklärten Bösewicht'. Trotzdem…"

      Kopfschütteln, während die eisigen Fänge der Nachtluft mit vereinzelten Strähnen ihres schulterlangen Haares spielen. Und plötzliche Enttäuschung, die die Züge der Frau aus KCMO verfinstern.

      Ashley Stanton: "Ich kann das nicht annehmen, selbst wenn ich wollte. Es ist nämlich so…"

      Verdammte Tränen! Sie ist so eine verdammte, kleine Heulsuse! Warum kann sie nicht stark sein? Warum kann sie im Angesichte dieses Mannes keine Haltung beweisen? Es geht doch nur um deinen verfickten Lebenstraum, den du aufgeben musst, weil du mit den lächerlich niedrigen Gagen, die man Frauen auf dem Indymarkt zahlt, deinen Student Loan auch in 30 Jahren nicht abbezahlen können wirst, während du deinen Körper bis zur Paralyse schindest!
      Nun ist sie es, die die Arme auseinanderwirft und mit den Schultern zuckt. So als müsse sie sich für das, was sie empfindet, bei Hannibal Cain entschuldigen.

      Ashley Stanton: "Ich bin hier überhaupt nicht mehr angestellt. Als ich gerade aus dem Dome kam, habe ich mir kurz vorher meine Kündigung bei Chris Bradshaw abgeholt. Das hier war meine zweite Chance und ich hab’s kolossal vergeigt – drei Niederlagen in drei aufeinanderfolgenden Shows seit meiner Rückkehr. Die Offiziellen haben aus Kwabenas Salami-Taktik offensichtlich ihre Lehren gezogen…"

      Die nunmehr entlassene PCWA-Wrestlerin zwingt ihre Mundwinkel nach oben, weiß sich für den Moment nicht anders zu helfen, als über sich selbst und ihre Misserfolge zu spotten, um die Fassung wiederzuerlangen und nicht wie das letzte Häufchen Elend vor dem Co-Captain der Religion of Death dazustehen. Und der weiß, er hat soeben den Stanton-Jackpot geknackt. Er hat das Opening gefunden, das er gesucht hat. Welcome to the brave new world... willkommen Dark Angel Ashley Stanton. Seine Pupillen erweitern sich, funkeln mit den Sternen am Himmel um die Wette.

      Ashley Stanton: "Tut mir leid, dass du wegen mir hier so lange in der Kälte stehen musstest und deine Zeit verschwendet hast, Hannibal."

      Der Angesprochene entgegnet dem nichts, aber seiner Miene kann man entnehmen, dass er ob dieses emotionalen Ausbruchs seiner Gesprächspartnerin nicht unerfreut ist. Ein knappes Nicken von Ashley Stanton zum Abschied und der erneute Versuch eines freundlichen Lächelns, derweil das nasse Salz an ihren von der Kühle geröteten Wangen seine Bahnen zieht, dann passiert sie den Feind des Status Quo wortlos. Das spontane oder vielleicht doch nicht ganz so spontane Gespräch ist für sie beendet. Dann eine leichte Berührung an ihrem Arm. Es war ein intendiertes Festhalten, eine kleine Geste. Kein Zwang, keine Dominanz. Nur ein Zeichen an sie. Es ist noch nicht vorbei. Nicht dieser Moment, nicht dein Traum.

      Hannibal Cain: "Sag mal, Ashley, fragst du dich eigentlich gar nicht, warum hier niemand anderes steht?"

      Ashley bleibt stehen. Dreht sich fragend zum Alpha Carnivore, dessen Blick nach wie vor auf den leeren Eingangsbereich des PCWA Domes ruht. Er will ihre volle Aufmerksamkeit, und hat sie. Er muss ihr Interesse nicht an ihrem Gesicht ablesen.

      Ashley Stanton: "Wie meinst du das, Hannibal?"

      Erst jetzt wendet sich der selbsterklärte Bösewicht seiner Gesprächspartnerin zu. Seine Züge bilden gespielte Unschuld ab.

      Hannibal Cain: "Wenn es so ist, wie du gesagt hast, dann hätten hier und jetzt anstatt meiner eigentlich andere Personen auf dich warten müssen. Personen die dich aufgrund deines 'furchtbaren Tages', den du heute durchmachen musstest, trösten sollten. Kathy Strong... eine Freundin, die zweifelsfrei nicht versucht, den frei gewordenen Platz der neuen Vorzeige-Wrestlerin einzunehmen, James Godd, ein Freund auf platonischer Ebene. Marc Stevens, der dich wie ein Vater und Mentor auf deinen großen Shot vorbereitet hat. Chris Bradshaw, dein Ansprechpartner und Helfer aus dem Management. Keiner steht hier. Nicht mal Maximilian Lunenkind hat es gekümmert, wo du abgeblieben bist. Offensichtlich konnte er doch genug von dir bekommen. Stattdessen, wie der Zufall es will, stehe ich hier. Und ich bin froh darüber, dass du nicht heimlich, still und leise in die Nacht entschwindest – ohne, dass jemand es bemerkt, weil jeder nur mit sich beschäftigt ist und keiner die Zeit findet, sich um andere zu sorgen."

      Um das noch mal zu unterstreichen, späht er nach allen Seiten. Offensichtlich ist dort aber keine der genannten Personen zu finden, die seine Worte widerlegen könnte. Keine Person, der das Schicksal der jungen Frau aus Kansas City etwas bedeutet.

      Hannibal Cain: "Es macht mich unglaublich traurig, dass sich niemand dafür interessiert, dass du kein Teil der PCWA mehr bist?! Obwohl... traurig ist das falsche Wort. Es macht mich wütend. Was ist mit dir? Macht dich dieses geringschätzige Desinteresse nicht auch ein bisschen wütend?"

      Eine rhetorische Frage. Er kennt die Antwort bereits. Doch sie, sie weiß im ersten Moment nicht, was sie dem entgegnen soll. Es wäre vollkommen utopisch, dass jemand in dieser kurzen Zeitspanne von ihrer Entlassung erfährt. Noch viel utopischer wäre es aber, von den genannten Personen Trost zu erwarten. Und trotzdem kann sie nichts dagegen ausrichten, dass die Suggestionen Hannibal Cains etwas in ihr auslösen. Enttäuschung. Wut. Neuerliche Flüssigkeit, die sich langsam wieder unter ihren Augenlidern sammelt.

      Ashley Stanton: "Ja, das macht es! Es macht mich wütend und traurig und am liebsten würde ich ihnen das auch ins Gesicht sagen wollen. Aber das spielt keine Rolle mehr. Morgen oder übermorgen werde ich Deutschland wahrscheinlich für immer verlassen und wie jeder andere vernünftige Mensch ein geregeltes Leben führen. Außerhalb des Haifischbeckens, außerhalb der Pro Wrestling-Blase. Es geht mich einfach nichts mehr an."

      Jetzt ist es an der Zeit, die Trumpfkarte zu spielen. Und die RoD ist Trumpf!

      Hannibal Cain: "Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass es das doch tut? Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass deine Stiefel nicht in einem Wandschrank verstauben müssen? Was wäre, wenn ich deinen Platz in der PCWA retten könnte? Was, wenn du deinen Traum weiter leben könntest?"

      Ashley Stanton: „W-was? Das könntest du?“

      Ashley spürt, wie bei dieser Offenbarung kurzzeitig ihr Herzschlag aussetzt und starrt Hannibal Cain mit vor Schock geweiteten Augen an. Ob dieser gerade wieder einer seiner wahnhaften Illusionen anheimfällt? Aber diesen Eindruck macht er nicht auf sie. Er wirkt absolut sicher, so als hätte er mit dieser verlockenden Vorstellung gerade ein unumstößliches Naturgesetz aufgestellt. Sein Nicken bestätigt es.

      Ashley Stanton: „Und du würdest…“

      Hannibal Cain: "Let's call it Christmas spirit, love! Mir ist egal, was andere über mich sagen, aber ich bin ein Mann, der Gemeinschaft lebt. Als Teil der Religion of Death sorge ich mich um alle verlorengegangenen Seelen der PCWA. Dafür ist die Religion da, dafür setze ich meine Kraft ein. Ich kann es nicht zulassen, dass die PCWA dich verliert, dass..."

      Weiter kommt er nicht, denn da wirft sich die Brünette schon schluchzend in seine Arme und vergräbt ihr Gesicht in seiner Schulter. Der im ersten Moment perplex wirkende Feind des Status Quo erwidert die Umarmung und streichelt ihr liebevoll über den Hinterkopf, während tausendfach erstickter Dank ihre bebenden Lippen verlässt.

      Hannibal Cain: "Merry Christmas, Ashley!"

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von HeinrichVonSternburg ()