"Jedem den Seinen" - NS-Slogan?

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    • "Jedem den Seinen" - NS-Slogan?

      Es wurde gestern bei "Hart aber fair" eine Werbung von Tchibo und Esso angesprochen. Auf Plakaten prangerte dort der Slogan "Jedem den Seinen". Das war natürlich auf die diversen Kaffee-Sorten bezogen.

      Der Zentralrat der Juden hat sich darüber aufgeregt, weil der Satz "Jedem das Seine" auch über dem Eingang des KZ Buchenwald zu lesen war.

      Hier mal ein Artikel zu dem Thema.

      Muss man mittlerweile als Werbetexter bei jeder Aktion aufpassen was man sagt? Die Runde gestern war sich einig, dass der Slogan geschmacklos sei. Gleichzeitig stellte man aber heraus, dass er von den Nazis missbraucht wurde und eigentlich die alte Definition von Gerechtigkeit ("Jedem das Seine") darstellt.

      Ich hatte Geschichts-LK, dadurch ist mir natürlich viel aus der NS-Zeit, die immer wieder durchgekaut wurde, bewusst, aber mal ganz ehrlich: Wer assoziiert bitte den Spruch "Jedem das Seine" mit einem KZ? Außer irgendwelchen wirklich zu 100% geschichts-gebildeten würde doch niemand daraus so einen Hehl machen. Die Kampagne wurde mittlerweile gestoppt.
    • Also man kann auch wirklich aus jeder Mücke nen Elefanten machen.

      Ich meine klar, es kann ja sein, dass das ganze über einem KZ prangerte, aber muss man dadurch jetzt einen Aufstand machen? Vielleicht haben die Nazis damals auch gesagt "Was muss, das muss" oder "Ohne Fleiß, kein Preis".. Dürfen wir die Sprichwörter jetzt auch nicht mehr verwenden, weil vor einem halben Jahrhundert irgendwelche Leute mit solchen Begriffen um sich geworfen haben, und die zufällig wer aufgeschnappt hat?

      Man kanns auch übertreiben.
    • Es ist schon eine eigenwillige Formulierung und kann durchaus mit Kalkül platziert worden sein. Ob nun zum Anstoß einer politischen Debatte oder weil die Marketing Abteilung sich etwas von der polarisierenden Wirkung versprach ....wer weiss das schon.

      Ich finds jedenfalls scheisse mit Symbolen aus der NS-Zeit zu kokettieren. Es handelt sich immer noch um einen der grössten Massenmorde der Menschheitsgeschichte und viele Angehörige leben immer noch. Bis da Gras drüberwächst werden noch 2-3 Generationen ins Land ziehen und einen früheren Zeitpunkt sollte man nicht erzwingen.
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    • Die Sache ist ja die: Es ist kein NS-Symbol. Es ist ein altes Sprichwort, sozusagen die "Ur-Definition" der Gerechtigkeit. Jedem das Seine, in dem Fall jedem den Seinen. Ich würde fast meine Hand dafür ins Feuer legen, dass 90-95% der Bürger den Satz niemals mit der NS-Zeit in Verbindung bringen würden. Die Verbindung mag es als Einzelfall mit dem KZ gegeben haben, aber eben nicht als allgemeinen Leitspruch der NS-Ideologie. Anders als z.B. "Arbeit macht frei", was wohl jeder direkt damit verbindet.
    • Im Allgemeinen benutzt wohl jeder diesen Satz, ohne einen Bezug zum NS-Regime herzustellen.
      Allerdings als Werbekampagne sehe ich ihn dennoch als fragwürdig.
      Ob dieser Satz seinen Urspung lange vor der NS-Zeit hatte oder nicht, ist hier nicht mehr von Bedeutung. Er wurde missbraucht und genutzt um Insassen von KZs weiter zu demütigen.
      Da könnt ihr mir mit Mücke und Elefant nicht mehr kommen. Für jeden, der einen Angehörigen in einem KZ verloren hat, wo dieser Spruch stand, ist die Benutzung dieses Spruches als Werbekampagne, ein Schlag ins Gesicht.
      Dann kann man gleich mit dem Hakenkreuz werben, denn dies wurde ja auch nur missbraucht.
      Es ist ein Nazisymbol, fertig und aus. Das Menschen heute, besonders die Jugend, den Bezug zum NS-Regime nicht mehr herstellen können, ist schon bedenklich und traurig genug, ihn dann noch als ungefährlich und bedeutungslos darzustellen ist mit Verlaub gesagt, dumm.

      Als ich die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg besucht habe, diesen Satz dort laß, brannte er sich bei mir nicht nur in meinen Verstand ein, sondern auch in meine Seele und mein Herz.
    • KingWelf schrieb:

      Im Allgemeinen benutzt wohl jeder diesen Satz, ohne einen Bezug zum NS-Regime herzustellen.


      Aber nur wenn er Probleme mit der aktuellen, deutschen Grammatik hat ;)

      @Rhyno
      Ich kann deinen Einwand nachvollziehen, ich denke aber auf der anderen Seite nicht, daß die Werbepsychologen eines so grossen Unternehmens nicht haargenau wissen welche Sprüche mit welchem Hintergrund sie platzieren. Als bewusste Provokation - und so fass ich es auf - ist es nicht hinzunehmen. Nun unterhält sich ganz Deutschland darüber, ob man das darf und die Webekampagne ist als Erfolg auf Kosten derer anzusehen, für die sie eine Beleidigung darstellt.
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    • KingWelf schrieb:


      Es ist ein Nazisymbol, fertig und aus. Das Menschen heute, besonders die Jugend, den Bezug zum NS-Regime nicht mehr herstellen können, ist schon bedenklich und traurig genug, ihn dann noch als ungefährlich und bedeutungslos darzustellen ist mit Verlaub gesagt, dumm.


      Wie bitte?

      Nicht jeder, um nicht zu sagen kaum jemand, weiß, dass dieser Satz überhaupt in den KZs genutzt wurde. Und ich persönlich Stelle überhaupt keine Verbindung zwischen dem Satz und ~ 1940 her.

      Wir können keinen Bezug mehr zum NS Regime herstellen? Wozu gibt es Geschichtsunterricht? Ausserdem ist das für mich persönlich nicht so tragisch. Natürlich war das damals schlimm und ist in keinster Weise zu verteidigen, aber was kann ich - oder was kann meine Generation dafür? Nichts, und das wir da immernoch als Sündenbock für herhalten müssen find ich persönlich mehr als lächerlich. Keiner von uns kann was dafür was da damals abgegangen ist, und ich werde mir sowas nicht aufdrücken lassen, dass ich immer noch dafür zur Verantwortung gezogen werde, nur weil ich Deutscher bin.
    • Der Zentralrat der Juden Deutschlands wirkt auch manchmal so als warte er den ganzen Tag nur darauf, solche Assoziationen herzustellen. Die Moralapostel vom Dienst, die immer und immer wieder auf die "Schuldigkeit Deutschlands" pochen.

      Wie sagte Norbert Blüm gestern in der Runde: Wir müssen von dem Denken wegkommen, immer die Schuldigen zu sein. Es ist 70 Jahre her, mittlerweile existiert kaum noch jemand, dem man wirklich Schuld geben kann.

      Und wenn ich dann so Leute wie Friedmann sehe, die sich zugekokst mit Nutten im Hotel rumtreiben, brauche von denen sicherlich keine Moralreden.
    • Ich persönlich sehe diesen Fehlgriff von Tschibo als nicht so dramatisch wie es vielleicht in den Medien dargestellt wird.
      Es war ein Fehler, ja....aber Tschibo hat sich mittlerweile laut meines Wissens dafür offiziell entschuldigt und damit sollte es dann auch wieder gut sein.
      Sicherlich sitzen bei Tschibo genug kluge Köpfe, die es besser hätten wissen sollen, aber Fehler passieren...und jetzt wochenlang über so einen "Schmarn" ein Fass aufzumachen halte ich persönlich für falsch.
      Be water my friend
    • In keiner erdenklichen Weise habe ich jemanden als Sündenbock dargestellt.
      Das ist ein sehr großes Problem der nachfolgenden Generationen.
      Natürlich haben wir nichts mehr mit den Taten der damaligen Verbrecher zu schaffen.
      Allerdings haben wir deshalb auch eine große Verantwortung auf Grund unserer Geschichte. Und wie heißt es, wer die Vergangenheit nicht kennt, muss die Fehler in der Zukunft wiederholen? So oder so ähnlich.

      Es ist einfach absolut für mich nicht verständlich, dass hier versucht wird, die Täter-Opfer-Rolle schamlos zu tauschen.

      Ich persönlich sehe nicht ein, mich für etwas zu entschuldigen, was ich nicht begangen habe, nur weil ich deutsch bin. Was ich aber tue, ich versuche mit allem Mitteln zu verhindern, dass es wieder geschieht oder in Vergessenheit gerät.

      Und was interessiert mich, ob und wie Friedmann seine Freizeit verbringt, solange er niemanden tötet, oder Werbekampagnen mit NS-Sprüchen gutheißt.
      Es ist wieder die moralische fragwürdige Fingerzeigmethode...sorry.
    • Es geht ja auch nicht darum irgendetwas zu entschuldigen oder zu verhindern, dass sich die Ereignisse vor mittlerweile 70 Jahren wiederholen! Der Spruch wurde für eine Werbekampagne benutzt, die Kaffee umwerben sollte und nicht ein Treffen einer nationalsozialistischen Gruppierung oder Ähnliches. Den Einwand von David kann ich dann auch nicht verstehen. Selbst wenn die Marketing Leute in der Firma genaustens über diesen Slogan Bescheid wissen, warum sollten sie ihn nicht benutzen? Ob das dann für Angehörige von denjenigen KZ-Häftlingen ein "Schlag ins Gesicht" ist, sei dahin gestellt. Meiner Meinung würde es sogar von Naivität zeugen, wenn ein Jude das in der heutigen Zeit noch als verachtend oder als "Schlag ins Gesicht" sieht.
      In der heutigen Zeit haben wir (und damit meine ich die gesamte Gesellschaft) genug Probleme mit denen wir zu kämpfen haben, wie zum Beispiel der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise. Dass es dann sogar noch Menschen gibt, die sich über einen (mehr oder weniger) unbedeutenden Werbeslogan Gedanken machen, dann finde ich das erschreckender, als ein Satz, der zufällig auch über irgendwelchen KZ stand.
    • Vollste Zustimmung an Wieme und Rhyno. Es ist ja nicht so, dass dort ein Slogan wie "Arbeit macht frei" in der Werbekampagne benutzt wurde, der klar mit den Nazis verbunden wird und daher heutzutage auch nicht mehr wirklich im Sprachgebrauch genutzt wird. Wir haben es hier mit einer einfachen Redewendung zu tun, die ich im Alltag durchaus öfter höre (Bzw. Variationen davon) und die soll nun plötzlich böse und verboten sein, weil er über irgendeinen KZ geprangert hat? Wie auch jemand so schön sagte, bis auf die absoluten Geschichtsfanatiker weiß heutzutage niemand, dass der Slogan mit der NS-Zeit verbunden wird und ich wette, wenn die Meckertanten vom ZdJ hier nicht wieder solch einen unnötigen Aufstand gemacht hätten, wäre das ganze mit dem Slogan auch viel weniger Publik geworden. Aber das ist ja das, worum es dem Zentralrat am Meisten geht - Aufmerksamkeit.


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    • stimme rhyno einerseits vollstens zu.

      es kann nicht sein, daß jeder ausspruch bzw wort, das von den nazis in irgendeiner art und weise genutzt wurde, heute vollkommen aus dem wortschatz verschwinden muß.
      natürlich ist es bei eigenkreationen wie "arbeit macht frei", die unzweideutig mit dem nationalsozialismus zusammenhängen, nochmal was anderes, oder bei hakenkreuzen, SS symbolen etc.
      aber ein gängiger spruch, wie "jedem das seine" sollte nicht gleich so verteufelt werden.

      hier mal ein wikipedia link zur redewendung:
      Suum cuique (lat. „Jedem das Seine“) ist einer der klassischen Grundsätze des Rechts...

      andererseits stimme ich auch david zu, vorausgesetzt, tschibo hat diesen spruch bewußt so gewählt um pr zu bekommen. das haben sie jetzt sicherlich geschafft, denn das thema ist überall vertreten, auch wenn es aus den falschen gründen ist.
    • Erst waren es Holzknöpfe zu einer Strickjacke, dann platzsparende Kleiderständer und nun ist es ein Kaffee-Werbeslogan. :rolleyes:

      Warum darf der Begriff Autobahnen noch verwendet werden und 1. Mai Feiertag und warum dürfen sich "deutsche" Frauen mit blauen Augen die Haare blond färben?

      Mal ehrlich, es ist kein Wunder, wenn die Leute die Nase voll haben vom ZdJ.

      Und mal ehrlich: Fast jeder kennt den Spruch "Arbeit macht frei" und weiß, dass er einer der Slogans der Nazis war. Aber wer zur Hölle weiß denn (wusste denn bis zum Aufschrei des ZdJ), dass "Jedem das Seine" auch mal benutzt wurde von den Nazis? Und wieso darf man den Spruch abgewandelt nicht doch benutzen? Jedem den Seinen?
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      [LEFT]Raw vom 6. August 2007: Eine 90 minütige Wrestlingshow, wo der Boss der Liga 60 min nur Scheiße labert !!!

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    • Galt da aber AFAIK auch als Feiertag. ;)

      Aber ist ja auch egal.

      fasena.de/download/dienstleistung/Jedem%20das%20Seine.pdf *hust*

      Vielleicht hat Tchibo das ja deshalb umgeändert in "Jedem den Seinen" und trotzdem kam Aufschrei.
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      [LEFT]Raw vom 6. August 2007: Eine 90 minütige Wrestlingshow, wo der Boss der Liga 60 min nur Scheiße labert !!!

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    • Wurde nicht der Muttertag im dritten Reich eingeführt um die deutschen Frauen zu ehren, da sie viele Kinder gebaren? Oder gab es den auch schon früher und wurde wieder nur benutzt?
      Seit neustem gibt es ja auch von Oral-B die "VolksZahnbürste" wobei das Volks immer rot und Zahnbürste schwarz unterlegt ist. Vielleicht stecken diese Unternehmen alle mit der NPD unter einer Decke...

      Ich mag übrigens die Franzosen und Italiener auch nicht, da gewisse Herren versucht haben, Europa einzunehmen. *steckt an dieser Stelle ein IRONIE-Schild in den Boden*

      Will sagen: irgendwann muss es doch mal gut sein. Deutschland zahl ja teilweise immernoch millionen von € an Länder die damals geschädigt wurden etc
      "Power is only given to those who are willing to lower themselves to pick it up."
      "You and your Gods are wrong. You see... I guided my fate. I fashioned the course of my life and my death. ME. NOT YOU. NOT THE GODS. ME. It was MY idea to come here to die. I don't believe in the gods existence. Man is the master of his own fate. Not the Gods. The Gods are men's creation to give answers that they are too afraid to give themselves."
    • lustig, dass der/die Autor(-in) des Textes ein Bild vom Antisemiten A. Paul Weber benutzt....

      der erste Mai wurde dem Proletariat als "ausgleich" gegen die "Gewerkschaften" "geschenkt"...aber naja

      on Topic:
      Ich finde den Wind durchaus gerechtfertigt, denn es ist auf jeden Fall, wie David schon sagte von der Argentur, oder den Werbeeditoren, die für ein solch großes Unternehmen, wie Tschibo arbeiten Kalkül, wenn ein solch vorbelasteter Spruch für eine Werbekampagne eingesetzt wird, denn ein Unternehmen, wie Tschibo kann es sich eigentlich nicht erlauben schlechte Schlagzeilen zu machen, es sei denn, es will Promo haben.

      Von Unwissenheit ist in dem Fall nicht zu Sprechen und zeugt imo von grotesker Blindheit und fehlender Empathie(soweit man sowas in dem Fall des Holocausts überhaupt erahnen kann) gegenüber den Opfer der Shoah.

      David schrieb:

      [...] Bis da Gras drüberwächst werden noch 2-3 Generationen ins Land ziehen und einen früheren Zeitpunkt sollte man nicht erzwingen.

      Ich hoffe, dass es niemals so weit kommen wird, dass über "die Geschichte Grass wächst", bin mit dem "Aufarbeitungskult" der Bundesregierung und Deutschen Gesellschaft zwar nicht einverstanden, aber wenigstens ist der Holocaust präsent! Und er muss immer präsent sein, sonst kann es immer wieder passieren.....


      Ingjald schrieb:

      [...]
      Will sagen: irgendwann muss es doch mal gut sein. Deutschland zahl ja teilweise immernoch millionen von € an Länder die damals geschädigt wurden etc


      GAAANZ großer Blödsinn!
      Es geht bei Deutschlands Schuld doch nicht primär um den Expansionskrieg, sondern um die Qualität der massenhaften Vernichtung und Tilgung der europäischen Juden und Jüdinnin.
      Es geht um 6Millionen und noch viel mehr!