Ich hol jetzt mal etwas weiter aus... dein Leben fängt an, im Kindergarten is kein Platz. Dann kommst du in die Schule und stehst jahrelang unter Leistungsterror. Hast du keinen Bock darauf, dann machste dir ne schöne Jugend und verkackst dir das restliche Leben oder du ziehst es durch und schmeisst die Jugend weg als hättest du nie eine gehabt.

Nach der Schule musst du Bewerbungen schreiben und Lügen erzählen (teamfähig, belastbar, Spaß an unbezahlten Überstunden...juhu), weil jeder Lügen erzählt. Oder du gehst für 500 € pro Semester studieren, weil keiner dagegen protestiert hat. Und studieren heissst heute Bachelor-Studiengang. Und Bachelor-Studiengang heisst: Vorbei die Zeit der feiernden Studenten. Leistungsterror nun auch im Studium. Da will man die Leute durch 3 Jahre durchprügeln, ihnen komprimiert Wissen ins Hirn stecken und hoffen, dass so Akademiker entstehen. In Wahrheit mogeln sich aber die meisten nur noch durch, weil sie schliesslich nebenbei dicke arbeiten gehen müssen um sich das Studium zu finanzieren.

Wenn du deine Ausbildung oder dein Studium fertig hast, dann heisst es erstmal "Willkommen in der Generation Praktikum" bzw. stellst du gerade deinen ersten Hartz IV Antrag. Dies ist die Zeit, wo alles was du vorher an Krankheiten durch diese aufgezwungene Lebensweise mit dir herumgeschleppt hast (Bullemie, Panikattacken, Zwänge, Depression, SVV, Fettleibigkeit etc.) erstmal richtig schön ausbrüten kannst. Schäme dich nicht, du gehörst zu den 40 % der 20 - 30jährigen, die mit chronischer Krankheit auf diese Gesellschaft reagieren. Wenn du nun den Psychodoc anrufst, den du zuvor wie der Teufel das Weihwasser gemieden hast, wirst du dich erstmal darüber wundern, dass man für einen Vorsprechtermin mitunter mehrere Monate wartet. Ja, dieser Berufszweig kann sich über mangelnden Zulauf nicht beklagen.

Und weil wir alle gar nicht doof, unbelastbar, überfordert, hässlich und unfähig sein wollen, stürzen wir uns in Ideale und übertreiben diese zwecks Kompensation. Manch einem gelingt es wirklich schön zu werden, belastbar zu sein, aussergewöhnliche Leistung zu erbringen. Aber sowas wird fast immer teuer erkauft. Durch den Finger im Mund über der Toilette, durch Koks, Tabletten, Alkohol ...die Liste ist lang.

Diese Gesellschaft vermittelt keine Mitte, nur Übertreibungen. Man bekommt schon früh den Eindruck, man müsse seine Gesundheit missachten, mobben und sich gnadenlos selbst vermarkten um erfolgreich, schön und finanziell besser gestellt zu sein. Doch die Realität ist soweit weg vom Medien-Ideal, wie nur irgendwas. Die glücklichen Menschen findet man immer noch am häufigsten dort, wo Freundschaft, Familie, Aufrichtigkeit und Loyalität einen hohen Stellenwert haben.
Mir selbst fällt das auch schwer. Ich wäre gerne larger-than-life, sonst hätte ich so eine Spinnerei wie Musik nicht zu meiner Hauptbeschäftigung gemacht. Allerdings hoffe ich, dass wenn ich aufhöre zu spinnen, mich mal irgendwann mit zeitlosen und essentiellen Werten wie Familie, Freundschaft und Gesundheit zufrieden geben kann. Gerade letzteres ist das höchste Gut des Menschen und sollte immer über allem stehen. Leider zehrt der moderne Lebensstil an jenem kostbaren Gut. Wir beuten uns geegnseitig ebenso aus, wie wir die Erde ausbeuten. Womit wir wieder bei meinem Lieblingsthema Kapitalismus & Globaliasierung wären.... aber das würde nun den Rahmen sprengen.