WGL // Live // The Sessions - Part One

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    • WGL // Live // The Sessions - Part One

      Das Ticken einer großen Standuhr durchdringt ein dunkel gehaltenes Zimmer, während wir das Pendel beobachten dürfen, das stetig den Mechanismus dieser fast antiken Uhr antreibt. Die Zeiger bewegen sich Stück für Stück weiter. Es ist nicht ganz erkennbar wie spät es tatsächlich ist. Den in den verschiedenen Kamera-Schnitten, die relativ flott sind, stehen die Zeiger immer auf völlig unterschiedlichen Positionen. So ist es in einem Moment 11 Uhr, wenig später könnte es 16 Uhr sein oder doch 4 Uhr früh? Die Zeit vergeht furchtbar schnell oder läuft sie sogar rückwärts? Auch ein Fenster im Raum kann uns keine Auskunft über Tag oder Nacht geben, da dicke Vorhänge keinen Blick nach außen gewähren. Es fällt lediglich künstliches Licht von der Decke. Dieses ist nicht grell sondern sehr dezent gehalten. Stehlampen wären auch vorhanden, doch diese leuchten nicht. Der warmweiße Ton des Lichtes erhellt zwei Stühle mit einem kleinen Tisch, dieser steht zwischen den beiden Sitzmöbel.


      Im Hintergrund erkennt man Gemälde an der Wand. Aufgrund der dunklen Stimmung, ist nicht näher erkennbar welche Kunstwerke genau an der Wand hängen. Mehr gibt uns dieses etwas bizarre Bild nicht. Es scheint tatsächlich ein sehr karg eingerichteter Raum zu sein, in welchem sich die Standuhr immer wieder in den Mittelpunkt drängt. Es ertönt nämlich der Gong der Uhr. Es ist ein dumpfer Ton, passend zur Größe und dem Alter der Uhr. Wir dürften also bei einer vollen Stunde angekommen sein? Der Gong dürfte jedenfalls das Startsignal für die Eingangstür gewesen sein, welche nach einer Ladung Schmiermittel schreit, als diese geöffnet wird. Das quietschen übertönt für einen Moment das laute Ticken der Standuhr. Schritte auf einem Parkettboden sind zu hören, jemand betritt den Raum…

      “Kommen Sie bitte… hier lang… nehmen sie einfach Platz”

      Offensichtlich sind es mehrere Personen die diesen Raum betreten? Die Kamera zeigt uns leider nicht mehr als die Standuhr und die Innenseite jener Tür, die gerade geöffnet wurde. Die Stimme die zu hören war, ist eine tiefe Männer Stimme. Nun wird immerhin die Hand der Person eingeblendet. Sie deutet einladend auf die beiden Stühle. Die zweite Person die den Raum betreten hat soll sich setzen...


      Ein schneller Cut, jemand nimmt auf einem der Stühle Platz. Er trägt schwarze Sneakers und Jeans. Wieder wird uns nicht viel mehr gezeigt. Die Stimme von vorhin spricht weiter

      “Gut, gut…schön das Sie hier sind, wie darf ich Ihnen helfen?”

      Keine Antwort. Der Minutenzeiger der Uhr springt weiter, das Pendel schwingt hin und her. Die Stille im Raum wird nur durch das Ticken der Standuhr gestört. Nach einigen Momenten, die sich aber ewig anfühlen, hören wir wieder den Fragesteller. Man sieht wie dieser ebenfalls schon Platz genommen hat und Notizen auf einem Block durchgeht, er klopft dabei mit dem Druckknopf eines Kugelschreibers auf das Papier.

      “So, so… wenn ich mir alles korrekt notiert habe, gäbe es ja einige Dinge worüber sie sprechen könnten...wo ich Ihnen sicherlich helfen könnte.”

      Weiterhin keine Antwort. Umso lauter tickt die Uhr im Raum. Nach einem leichten Seufzen, setzt die Stimme fort. Die Person hat auch die Brille abgenommen, putzt diese notdürftig am eigenen Hemd.

      “Naja… wissen Sie… wir können gerne die Zeit auch so verstreichen lassen. Niemand zwingt Sie... beziehungsweise geben natürlich Sie das Tempo vor. Die Uhr tickt so oder so weiter. Ob dies für Sie zielführend ist, obliegt ihrer eigenen Einschätzung.”

      Die Uhr tickt im wahrsten Sinne des Wortes, laut, dumpf, allgegenwärtig in diesem Raum. Nun ist doch ein schnaufen zu hören. Eine zweite Person meldet sich mit einer ähnlich tiefer Stimme. Sie wirkt jedoch etwas heiser, sogar ein klein wenig zittrig. Man hört Unsicherheit heraus, trotz der gewählten Antwort...

      “Ihre Fragen wirken doch sehr generisch, nicht wahr? Diese typischen Floskeln eines Doktors. Schön das ich hier bin? Natürlich... sie verdienen ja daran. Wie sie mir helfen können? Indem Sie Ihren Job nachgehen? Sie schauen sich ja sogar noch Ihre Notizen des Erstgesprächs durch. Bekommen Sie da nicht Ihre Antworten? Sollten wir nicht an einer raschen Lösung arbeiten? Direkt zum Punkt kommen?”

      Ein Doktor also. Möglicherweise eine Sitzung mit einem Psychologen? Es klingt so. Es bleibt Raum für Interpretationen. Jedenfalls scheint der Klient, der zu Beginn noch so ruhig, so zurückhaltend war, nun gleich 3 Gänge hochzuschalten. Doch der Doktor nimmt ihm den Wind aus den Segeln.

      “Geduld… einer der Punkte an denen Sie arbeiten wollten. Sie wollen immer sofort alles...vorab sollte Ihnen eines bewusst sein, etwas selbstredendes aber nochmals ausgesprochen, um es in Ihr Bewusstsein zurückzubringen: Laut unseren Erstgespräch ist viel in der Vergangenheit passiert. Einige schwerwiegende Entscheidungen, manche Ereignisse, die für mich sehr prägend wirken. Ihre Themen werden sich also nicht in 50 Minuten lösen lassen, auch wenn wir direkt zum Punkt kommen würden. Eine solche Aufarbeitung ist ein langwieriger Prozess…”

      “Das mag stimmen Doc, doch wie dieses nervige, dumme Ticken dieser Standuhr für Dummys, so tickt auch meine innere Uhr... ich kann nicht über Monate oder gar Jahre hier sitzen, über meine Probleme reden. Meine Antworten, meine Lösungen, brauche ich heute... nicht übermorgen.”

      Es entsteht ein Rhythmus. Während der Gast in dieser Praxis das Tempo anzieht, drückt der Therapeut auf die Bremse, so geht es hin und her. Offensichtlich fürchtet sich der Klient davor, zu viel Zeit in diesen "Sitzungen" zu vergeuden. Gleichzeitig spürt man deutlich seinen Hilferuf. Die Standuhr wird wieder kurz eingeblendet, bevor die Sitzung weitergeht.



      “So, so… sie haben also das Gefühl, Ihnen läuft die Zeit davon?”

      “YEAH...”

      “Woher kommt diese Angst?”

      “Ist das nicht offensichtlich? Auf meiner Stirn klebt ein Ablaufdatum... keines in 4 oder 5 Jahren. Diese "Karriere"...hat sich längst zu einem Lachnummer entwickelt. Bin ich noch dieser schwarze Ritter, den alle vor Jahren noch gefeiert haben? Nah Nah! Mir bleibt nicht viel Zeit, meine Karriere... NEIN...mein Leben wieder gerade zu biegen, meine inneren Dämonen endlich zu besiegen, diese eine Sache noch zu erreichen.”

      Eine geballte Faust vom Klienten, so fest, so voller Frust, man kann gefühlt das Knacken der Fingerknochen wahrnehmen, auch wenn nichts davon zu hören ist. Nervös wippt er mit den Füßen auf und ab. Die Anspannung des Mannes fließt regelrecht aus ihm raus und füllt den Raum.

      “Sie sind sehr fokussiert darauf…”

      “Sowieso. Es ist diese eine Sache, die alles verändern würde, mir Seelenfrieden schenken würde, die mich endlich zur Ruhe kommen lässt. Wie würden Sie sich fühlen mit dem Wissen, das größte Ziel im Leben nicht erreicht zu haben?”

      Kurze Pause. Der Doktor scheint kurz zu überlegen. Er versucht sich offensichtlich in die Lage seines Klienten zu versetzen. Wovon dieser auch immer spricht, es scheint etwas wichtiges in seinem Leben zu sein. Trotzdem relativiert er dessen Situation und versucht ihm einen neuen Blickwinkel zu geben

      “Man kann nicht immer alles erreichen, was man sich für sein Leben vorgenommen hat, oder? Ich denke...das Leben ist keine Gerade, sondern eine kurvige Strecke, mit vielen Kreuzungen. Diese Kreuzungen können teilweise zu einer leichteren, schöneren Fahrt durchs Leben führen. Manche Wege sind Sackgassen oder führen in die verkehrte Richtung. Dabei umzukehren, in der Hoffnung das die andere Ausfahrt die bessere gewesen wäre, endet nicht zwangsläufig in einem besseren Ergebnis. Es gibt aber dabei kein richtig oder falsch. Und manche Ziele, die man sich selbst gesteckt hat, die liegen einfach nicht auf dem Weg, der einem vorgegeben wurde oder den man gewählt hat. Dadurch ist das Leben nicht weniger schön, spannend, erfüllend... oder wie sie es nennen wollen. Am Ende stellt sich nur die Frage - können Sie sich selbst im Spiegel ansehen und zufrieden mit dem sein, was sie da sehen?”

      Ein tiefer Atemzug ist zu hören, der Klient antwortet

      “Spiegelbild? Genau das ist das Problem Doc…”

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Ray87 ()

    • Goosebumps beim Lesen. Anfangs noch etwas unschichtig, etwas störrisch. Aber dann nimmt es immer mehr Fahrt auf. Ich vermute mal, es handelt sich entweder um Edge oder Adam Cole. Zu einem, klar Ray. Zum anderen das Alter. Es passt. Irgendwie auch zu Beiden, auch wenn Adam Cole deutlich jünger ist. Ich bin natürlch voller Vorfreude, wie es weiter geht. Möge der Doc ihm helfen. Toll geschrieben einfach <3

      To love Someone is to see a Miracle, invisible for Others
    • Stark geschrieben, tolle Atmosphäre und erstmal spannend. Ich lese die Parts jetzt nach und nach und kann mir noch nicht ganz einen Reim daraus machen um wen es geht. Das Bild in meinem Kopf projeziert da (wohl auch wegen Ray) erstmal Edge hin, aber das muss nix heißen.
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      "The good thing about the American Dream is... that you can just go to sleep...
      ...and try it all again the next night."