Wir sehen ein Einfamilienhaus irgendwo in einer dunklen Straße. Lediglich die Straßenlaternen flackern und geben den Blick auf das Haus frei. Aus allen Fenstern des Hauses strahlt ebenfalls eine leichte Lichtquelle. Nacheinander gehen in allen Räumen die Lichter aus. Nur in einem Raum scheint ein trübes Licht. Am Vorhang vorbei sehen wir den Schatten einer Frau, die sich mit dem Rücken zum Fenster hinsetzt.
Sie sitzt auf einem Sessel, mit einer Nachttischlampe neben ihr auf einem kleinen Tisch.
Wir sehen ein wunderschönes weißes Prinzessinnenbett. Prunkvoll geschmückt.
Viele Kuscheltiere teilen sich den Platz mit dem Kind welches unter der Decke gekuschelt im Bett liegt.
Wir hören die Stimme der jungen Frau.
???: Es wird Zeit für deine Gute-Nacht-Geschichte, mein Schatz. Du hattest so einen langen Tag, hast dich verausgabt, gespielt, gelacht, geweint. Du musst müde sein.
Die Dame erhebt sich von ihrem Sessel und gibt dem Kind einen Kuss, dann öffnet sie einen alten Notizblock und beginnt zu lesen.
???: Wenn ein Löwe brüllt, bebt die Erde und die Tiere erzittern. Tummelt sich eine Herde von Springböcken zur Dämmerungszeit am Wasserloch, kommt es nicht selten vor, dass sie von den Beutegierigen eingekreist werden. Kaum stürmen die Löwen los, ist es dann für viele zu spät. Verliert aber ein Löwe sein Rudel, muss er allein auf die Jagd gehen und sein Glück schwindet von Tag zu Tag.
Lächelnd blickt die junge Frau aus dem Fenster, ihr Gesicht verschwimmt hinter dem Vorhang.
???: Als ein Löwe so einige Tage ausgehungert umhergeirrt war, kam er zu einem Hügel.
"Ausgebrüllt, lieber Löwe! Du scheinst mir vor Hunger so närrisch geworden zu sein, dass du es nicht mehr vermagst, einen winzigen Fuchs aufzuspüren" rief ihm plötzlich ein Einhorn zu.
"Dann sollst wohl du meine Mahlzeit sein!", entgegnete der Löwe und knurrte bedrohlich.
Aber das Einhorn hatte sich in einer Felsspalte verkrochen und der schmale Durchgang versperrte dem Löwen den Weg.
"Armer Löwe!", sprach das Einhorn ihn mitleidsvoll an. "Ich glaube, für deinen schlimmen Zustand gibt es einen Ausweg, und deshalb lade ich dich zu einem Brettspiel ein. Gewinnst du, gebe ich dir satt zu speisen vom besten Fleisch und danach kannst du des Weges ziehen. Verlierst du aber, bekommst du zwar auch reichlich zu fressen, danach aber dienst du mir deine weiteren Tage."
Der Löwe willigte sogleich ein, schon rasend vor Hunger.
Das Einhorn führte ihn mit sich in seine Behausung, bot ihm einen Napf Wasser, holte das Brettspiel, und sobald die Figuren aufgebaut worden waren, begannen die beiden zu spielen.
Man konnte sich schon denken, wie alles verlief, denn der ausgehungerte Löwe fand keinen klaren Gedanken mehr. Er freute sich aber trotz allem, denn in jedem Fall winkte ein reichliches Mahl.
Zufrieden blickt die Frau auf das Kind im Bettchen welches scheinbar schon eingeschlafen ist.
Sie knipst die Nachttischlampe aus, gibt dem Kind einen flüchtigen Kuss und verlässt das Schlafzimmer mit leisen Worten.
???: Es ist schön, dass du die Traurigkeit der Geschichte nicht hören musst. Dein Geist ist so frei, deine Gedanken nicht vergiftet. Für dich ist es einfach nur ein Löwe und ein Einhorn.
Sie betritt einen weiteren Raum, wir sehen ein gleißendes Licht den Raum erhellen. Wir befinden uns in einer Art Atelier. Die Frau legt den Notizblock auf den Schreibtisch nieder, öffnet eine Flasche Wein und schenkt sich ein Glas ein.
Dann nimmt sie einen Schluck und nimmt an ihrem Schreibtisch Platz.
Leise flüstert sie den Rest der niedergeschriebenen Geschichte weiter.
???: Vom Einhorn besiegt, wurde er in eine Kammer geführt, wo ein riesiger Fleischberg aufgetürmt war. Der Löwe fraß und fraß, wurde runder und schwerer, fauler und zahm wie ein Schoßhund, der dem Einhorn stets zu Diensten war. Sogar zum Brüllen fehlten ihm bald die Kräfte. So winselte er bloß noch und blinzelte träge dem Einhorn entgegen.
Nach einem Jahr dieser bequemen Gefangenschaft kam der Tag, an dem aus dem Raume des Löwen ein Blöken herausdrang.
Das Einhorn erschrak: "Habe ich ihn denn in meiner törichten Einfalt zum Lamme gemacht? Bald wird der Schweif schrumpfen und Schafswolle wird ihn zieren."
Das Einhorn besann sich augenblicks und sprang über den Schatten seiner eigenen Herrschgier. "Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen!", rief das Einhorn. "Vom stattlichen Herrscher der Wüste habe ich dich zum Haustier gemacht!"
Langsam erhebt sich die Frau von ihrem Schreibtisch. Sie leert ihr Weinglas und stellt es auf der Fensterbank ab.
Einen kurzen Blick Richtung des Mondes wagt sie noch, ehe der Rollladen des Zimmers geschlossen wird und das Haus wieder in völlige Dunkelheit hüllt.
Sie sitzt auf einem Sessel, mit einer Nachttischlampe neben ihr auf einem kleinen Tisch.
Wir sehen ein wunderschönes weißes Prinzessinnenbett. Prunkvoll geschmückt.
Viele Kuscheltiere teilen sich den Platz mit dem Kind welches unter der Decke gekuschelt im Bett liegt.
Wir hören die Stimme der jungen Frau.
???: Es wird Zeit für deine Gute-Nacht-Geschichte, mein Schatz. Du hattest so einen langen Tag, hast dich verausgabt, gespielt, gelacht, geweint. Du musst müde sein.
Die Dame erhebt sich von ihrem Sessel und gibt dem Kind einen Kuss, dann öffnet sie einen alten Notizblock und beginnt zu lesen.
???: Wenn ein Löwe brüllt, bebt die Erde und die Tiere erzittern. Tummelt sich eine Herde von Springböcken zur Dämmerungszeit am Wasserloch, kommt es nicht selten vor, dass sie von den Beutegierigen eingekreist werden. Kaum stürmen die Löwen los, ist es dann für viele zu spät. Verliert aber ein Löwe sein Rudel, muss er allein auf die Jagd gehen und sein Glück schwindet von Tag zu Tag.
Lächelnd blickt die junge Frau aus dem Fenster, ihr Gesicht verschwimmt hinter dem Vorhang.
???: Als ein Löwe so einige Tage ausgehungert umhergeirrt war, kam er zu einem Hügel.
"Ausgebrüllt, lieber Löwe! Du scheinst mir vor Hunger so närrisch geworden zu sein, dass du es nicht mehr vermagst, einen winzigen Fuchs aufzuspüren" rief ihm plötzlich ein Einhorn zu.
"Dann sollst wohl du meine Mahlzeit sein!", entgegnete der Löwe und knurrte bedrohlich.
Aber das Einhorn hatte sich in einer Felsspalte verkrochen und der schmale Durchgang versperrte dem Löwen den Weg.
"Armer Löwe!", sprach das Einhorn ihn mitleidsvoll an. "Ich glaube, für deinen schlimmen Zustand gibt es einen Ausweg, und deshalb lade ich dich zu einem Brettspiel ein. Gewinnst du, gebe ich dir satt zu speisen vom besten Fleisch und danach kannst du des Weges ziehen. Verlierst du aber, bekommst du zwar auch reichlich zu fressen, danach aber dienst du mir deine weiteren Tage."
Der Löwe willigte sogleich ein, schon rasend vor Hunger.
Das Einhorn führte ihn mit sich in seine Behausung, bot ihm einen Napf Wasser, holte das Brettspiel, und sobald die Figuren aufgebaut worden waren, begannen die beiden zu spielen.
Man konnte sich schon denken, wie alles verlief, denn der ausgehungerte Löwe fand keinen klaren Gedanken mehr. Er freute sich aber trotz allem, denn in jedem Fall winkte ein reichliches Mahl.
Zufrieden blickt die Frau auf das Kind im Bettchen welches scheinbar schon eingeschlafen ist.
Sie knipst die Nachttischlampe aus, gibt dem Kind einen flüchtigen Kuss und verlässt das Schlafzimmer mit leisen Worten.
???: Es ist schön, dass du die Traurigkeit der Geschichte nicht hören musst. Dein Geist ist so frei, deine Gedanken nicht vergiftet. Für dich ist es einfach nur ein Löwe und ein Einhorn.
Sie betritt einen weiteren Raum, wir sehen ein gleißendes Licht den Raum erhellen. Wir befinden uns in einer Art Atelier. Die Frau legt den Notizblock auf den Schreibtisch nieder, öffnet eine Flasche Wein und schenkt sich ein Glas ein.
Dann nimmt sie einen Schluck und nimmt an ihrem Schreibtisch Platz.
Leise flüstert sie den Rest der niedergeschriebenen Geschichte weiter.
???: Vom Einhorn besiegt, wurde er in eine Kammer geführt, wo ein riesiger Fleischberg aufgetürmt war. Der Löwe fraß und fraß, wurde runder und schwerer, fauler und zahm wie ein Schoßhund, der dem Einhorn stets zu Diensten war. Sogar zum Brüllen fehlten ihm bald die Kräfte. So winselte er bloß noch und blinzelte träge dem Einhorn entgegen.
Nach einem Jahr dieser bequemen Gefangenschaft kam der Tag, an dem aus dem Raume des Löwen ein Blöken herausdrang.
Das Einhorn erschrak: "Habe ich ihn denn in meiner törichten Einfalt zum Lamme gemacht? Bald wird der Schweif schrumpfen und Schafswolle wird ihn zieren."
Das Einhorn besann sich augenblicks und sprang über den Schatten seiner eigenen Herrschgier. "Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen!", rief das Einhorn. "Vom stattlichen Herrscher der Wüste habe ich dich zum Haustier gemacht!"
Langsam erhebt sich die Frau von ihrem Schreibtisch. Sie leert ihr Weinglas und stellt es auf der Fensterbank ab.
Einen kurzen Blick Richtung des Mondes wagt sie noch, ehe der Rollladen des Zimmers geschlossen wird und das Haus wieder in völlige Dunkelheit hüllt.
Entweder du stirbst als Held
oder du lebst lang genug um böse zu werden!
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Rocco Siffredi ()