Hallöle,
Eben wurde ich in meinem E-Mail Postfach auf eine Werbemail von Amazon aufmerksam. Dort wurde nun für "Kindle Unlimited" geworben. Eine Art Flatrate für Bücher. Für unter 10 Euro im Monat kann ich aus derzeit 650.000 Büchern wählen und lesen, bis die Birne raucht.
Ich hatte schon vor einigen Monaten davon gelesen, dass dieses Modell auch in Deutschland angeboten werden soll. Es reiht sich also nahtlos in die anderen Flatrate-Modelle ein (Amazon Prime Video und Audible von Amazon selbst oder andere wie Spotify und co.).
War ich, als die ersten Flatrates auf den Markt kamen, auch noch Feuer und Flamme für dieses System (und nutze auch immer noch den Dienst "Watchever"), habe ich doch inzwischen die Gefahren entdeckt, die diese Modelle mit sich bringen und die vielleicht einige gar nicht sehen (oder sehen wollen). Ich komme darauf, da ich in der Hörspiel-Szene sehr aktiv bin und viele Labels und Macher persönlich kenne und/oder zumindest die Entwicklungen aus erster Hand direkt von Labels und Machern erfahre. Es ist unfassbar, was am Ende bei den Machern ankommt. Das sind Peanuts. Zum Leben reicht das absolut nicht mehr und nicht wenige Labels mussten u.a. dadurch schon ihre Pforten komplett schließen. Und das ist wirklich bitter, wenn man bedenkt, wie viele tolle Geschichten den Hörern dadurch durch die Lappen gehen. Die wenigsten stört es aber, denn es ist billig. Da verzichtet man gern auf das eine oder andere Produkt. Ich habe deshalb schon vor langer Zeit mein Audible-Abo gekündigt. Ein Tropfen auf dem heißen Stein. Doch wie sagte schon Such-A-Surge vor vielen Jahren: Wenn die stundenlang Wasser auf die Stirn tropft, wirst du sehen, es kann die Hölle sein.
Warum ich nun gerade jetzt diesen Thread eröffne, weiß ich nicht. Es liegt wohl vor allem daran, dass diese Bücher-Flatrate das Ganze für mich (!) noch auf ein ganz anderes Level hebt, auch wenn der Hörbuch- und Hörspielmarkt eigentlich viel kleiner ist. Meine Recherchen ergaben, dass auch hier das Bild in der Öffentlichkeit sehr verzerrt ist. Hört man "Schriftsteller" hat man für gewöhnlich sofort die ganz großen Namen im Kopf und denkt sich "Ach, so ein Schriftsteller, der sitzt Zuhause und schreibt und bekommt dafür Unsummen, während ich Morgens aufstehen und meine Knochen auf dem Bau kaputtknüppel."
Fakt ist aber, dass kaum ein Autor wirklich von seiner Schreiberei leben kann. Die meisten Schriftsteller, die nicht in einer Liga mit Hohlbein, Heitz und co. spielt, haben neben ihrer Schriftstellerei noch einen normalen Broterwerb. Taxifahren, Post austeilen, sonst was. Und warum? Weil schon im normalen Verlagswesen am Ende kaum genug beim Autoren ankommt, damit der seine Rechnungen bezahlen kann. Bei dem ständig wachsenden Ebook-Markt sehe ich nun in der Flatrate das große Geschichten-Sterben direkt vor dem Tor. Da sind so viele Leute, die bei einem Buch die Hand aufhalten, dass der Macher selbst am Ende in die Röhre guckt. Vereinfacht sei mal gesagt: Wird mein Buch für 14,99 das Stück verkauft, bekomme ich als Autor am Ende vielleicht noch 1,30 raus. Eher weniger. Und Bücher werden nicht immer im 100.000er Auflagenbereich verkauft. Wir reden hier nicht selten von Zahlen im dreistelligen Bereich. Und die erste Zahl ist dabei ebenfalls nicht selten eine 1.
Und dann kommt jetzt eine große Firma und bietet dein Buch - und 649.999 Andere für einen Pauschalpreis von 10 Euro an. Und zwar im MONAT. Das heißt, jedes deiner Werke ist mit diesen 10 Euro schon abgegolten. Das ist so, als wenn euer Chef sagt: "So, Freunde ... das Verdienstmodell hat sich geändert. Ab jetzt werden alle Bürokaufleute zusammen bezahlt. Es gibt 10.000 Euro monatlich ... insgesamt ... für alle Bürokaufleute Deutschlands."
Uff ... da muss man schon schlucken, finde ich. Und mal Hand aufs Herz: Wer hat sich darüber schon einmal Gedanken gemacht? Vermutlich kaum einer. Dieses Flatrate-System wird zwangsläufig zu Autorensterben führen. Und ich will nicht wissen, wie viel Kreativität und Kultur uns dadurch durch die Lappen gehen wird.
Das macht mir persönlich Angst.
Ich persönlich habe für mich die Entscheidung gefällt, keine Flatrate-Modelle mehr zu benutzen. Mein Watchever-Abo werde ich ebenfalls kündigen. Werde ich dadurch mehr zahlen müssen, damit ich gute Filme, Musik und Geschichten bekomme? Ja ... durchaus. Aber das ist es mir wert, wenn das bedeutet, dass ich auch weiterhin gute Filme, Musik und Geschichten bekommen kann.
Ich finde diese Diskussion hier in diesem Board übrigens besonders interessant, weil viele junge Leute hier rumlaufen und deren Sicht der Dinge interessiert mich. Habt ihr euch darüber schon einmal Gedanken gemacht? Seht ihr es vielleicht anders?
Eben wurde ich in meinem E-Mail Postfach auf eine Werbemail von Amazon aufmerksam. Dort wurde nun für "Kindle Unlimited" geworben. Eine Art Flatrate für Bücher. Für unter 10 Euro im Monat kann ich aus derzeit 650.000 Büchern wählen und lesen, bis die Birne raucht.
Ich hatte schon vor einigen Monaten davon gelesen, dass dieses Modell auch in Deutschland angeboten werden soll. Es reiht sich also nahtlos in die anderen Flatrate-Modelle ein (Amazon Prime Video und Audible von Amazon selbst oder andere wie Spotify und co.).
War ich, als die ersten Flatrates auf den Markt kamen, auch noch Feuer und Flamme für dieses System (und nutze auch immer noch den Dienst "Watchever"), habe ich doch inzwischen die Gefahren entdeckt, die diese Modelle mit sich bringen und die vielleicht einige gar nicht sehen (oder sehen wollen). Ich komme darauf, da ich in der Hörspiel-Szene sehr aktiv bin und viele Labels und Macher persönlich kenne und/oder zumindest die Entwicklungen aus erster Hand direkt von Labels und Machern erfahre. Es ist unfassbar, was am Ende bei den Machern ankommt. Das sind Peanuts. Zum Leben reicht das absolut nicht mehr und nicht wenige Labels mussten u.a. dadurch schon ihre Pforten komplett schließen. Und das ist wirklich bitter, wenn man bedenkt, wie viele tolle Geschichten den Hörern dadurch durch die Lappen gehen. Die wenigsten stört es aber, denn es ist billig. Da verzichtet man gern auf das eine oder andere Produkt. Ich habe deshalb schon vor langer Zeit mein Audible-Abo gekündigt. Ein Tropfen auf dem heißen Stein. Doch wie sagte schon Such-A-Surge vor vielen Jahren: Wenn die stundenlang Wasser auf die Stirn tropft, wirst du sehen, es kann die Hölle sein.
Warum ich nun gerade jetzt diesen Thread eröffne, weiß ich nicht. Es liegt wohl vor allem daran, dass diese Bücher-Flatrate das Ganze für mich (!) noch auf ein ganz anderes Level hebt, auch wenn der Hörbuch- und Hörspielmarkt eigentlich viel kleiner ist. Meine Recherchen ergaben, dass auch hier das Bild in der Öffentlichkeit sehr verzerrt ist. Hört man "Schriftsteller" hat man für gewöhnlich sofort die ganz großen Namen im Kopf und denkt sich "Ach, so ein Schriftsteller, der sitzt Zuhause und schreibt und bekommt dafür Unsummen, während ich Morgens aufstehen und meine Knochen auf dem Bau kaputtknüppel."
Fakt ist aber, dass kaum ein Autor wirklich von seiner Schreiberei leben kann. Die meisten Schriftsteller, die nicht in einer Liga mit Hohlbein, Heitz und co. spielt, haben neben ihrer Schriftstellerei noch einen normalen Broterwerb. Taxifahren, Post austeilen, sonst was. Und warum? Weil schon im normalen Verlagswesen am Ende kaum genug beim Autoren ankommt, damit der seine Rechnungen bezahlen kann. Bei dem ständig wachsenden Ebook-Markt sehe ich nun in der Flatrate das große Geschichten-Sterben direkt vor dem Tor. Da sind so viele Leute, die bei einem Buch die Hand aufhalten, dass der Macher selbst am Ende in die Röhre guckt. Vereinfacht sei mal gesagt: Wird mein Buch für 14,99 das Stück verkauft, bekomme ich als Autor am Ende vielleicht noch 1,30 raus. Eher weniger. Und Bücher werden nicht immer im 100.000er Auflagenbereich verkauft. Wir reden hier nicht selten von Zahlen im dreistelligen Bereich. Und die erste Zahl ist dabei ebenfalls nicht selten eine 1.
Und dann kommt jetzt eine große Firma und bietet dein Buch - und 649.999 Andere für einen Pauschalpreis von 10 Euro an. Und zwar im MONAT. Das heißt, jedes deiner Werke ist mit diesen 10 Euro schon abgegolten. Das ist so, als wenn euer Chef sagt: "So, Freunde ... das Verdienstmodell hat sich geändert. Ab jetzt werden alle Bürokaufleute zusammen bezahlt. Es gibt 10.000 Euro monatlich ... insgesamt ... für alle Bürokaufleute Deutschlands."
Uff ... da muss man schon schlucken, finde ich. Und mal Hand aufs Herz: Wer hat sich darüber schon einmal Gedanken gemacht? Vermutlich kaum einer. Dieses Flatrate-System wird zwangsläufig zu Autorensterben führen. Und ich will nicht wissen, wie viel Kreativität und Kultur uns dadurch durch die Lappen gehen wird.
Das macht mir persönlich Angst.
Ich persönlich habe für mich die Entscheidung gefällt, keine Flatrate-Modelle mehr zu benutzen. Mein Watchever-Abo werde ich ebenfalls kündigen. Werde ich dadurch mehr zahlen müssen, damit ich gute Filme, Musik und Geschichten bekomme? Ja ... durchaus. Aber das ist es mir wert, wenn das bedeutet, dass ich auch weiterhin gute Filme, Musik und Geschichten bekommen kann.
Ich finde diese Diskussion hier in diesem Board übrigens besonders interessant, weil viele junge Leute hier rumlaufen und deren Sicht der Dinge interessiert mich. Habt ihr euch darüber schon einmal Gedanken gemacht? Seht ihr es vielleicht anders?