Generation Flatrate

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    • Generation Flatrate

      Hallöle,

      Eben wurde ich in meinem E-Mail Postfach auf eine Werbemail von Amazon aufmerksam. Dort wurde nun für "Kindle Unlimited" geworben. Eine Art Flatrate für Bücher. Für unter 10 Euro im Monat kann ich aus derzeit 650.000 Büchern wählen und lesen, bis die Birne raucht.

      Ich hatte schon vor einigen Monaten davon gelesen, dass dieses Modell auch in Deutschland angeboten werden soll. Es reiht sich also nahtlos in die anderen Flatrate-Modelle ein (Amazon Prime Video und Audible von Amazon selbst oder andere wie Spotify und co.).

      War ich, als die ersten Flatrates auf den Markt kamen, auch noch Feuer und Flamme für dieses System (und nutze auch immer noch den Dienst "Watchever"), habe ich doch inzwischen die Gefahren entdeckt, die diese Modelle mit sich bringen und die vielleicht einige gar nicht sehen (oder sehen wollen). Ich komme darauf, da ich in der Hörspiel-Szene sehr aktiv bin und viele Labels und Macher persönlich kenne und/oder zumindest die Entwicklungen aus erster Hand direkt von Labels und Machern erfahre. Es ist unfassbar, was am Ende bei den Machern ankommt. Das sind Peanuts. Zum Leben reicht das absolut nicht mehr und nicht wenige Labels mussten u.a. dadurch schon ihre Pforten komplett schließen. Und das ist wirklich bitter, wenn man bedenkt, wie viele tolle Geschichten den Hörern dadurch durch die Lappen gehen. Die wenigsten stört es aber, denn es ist billig. Da verzichtet man gern auf das eine oder andere Produkt. Ich habe deshalb schon vor langer Zeit mein Audible-Abo gekündigt. Ein Tropfen auf dem heißen Stein. Doch wie sagte schon Such-A-Surge vor vielen Jahren: Wenn die stundenlang Wasser auf die Stirn tropft, wirst du sehen, es kann die Hölle sein.

      Warum ich nun gerade jetzt diesen Thread eröffne, weiß ich nicht. Es liegt wohl vor allem daran, dass diese Bücher-Flatrate das Ganze für mich (!) noch auf ein ganz anderes Level hebt, auch wenn der Hörbuch- und Hörspielmarkt eigentlich viel kleiner ist. Meine Recherchen ergaben, dass auch hier das Bild in der Öffentlichkeit sehr verzerrt ist. Hört man "Schriftsteller" hat man für gewöhnlich sofort die ganz großen Namen im Kopf und denkt sich "Ach, so ein Schriftsteller, der sitzt Zuhause und schreibt und bekommt dafür Unsummen, während ich Morgens aufstehen und meine Knochen auf dem Bau kaputtknüppel."
      Fakt ist aber, dass kaum ein Autor wirklich von seiner Schreiberei leben kann. Die meisten Schriftsteller, die nicht in einer Liga mit Hohlbein, Heitz und co. spielt, haben neben ihrer Schriftstellerei noch einen normalen Broterwerb. Taxifahren, Post austeilen, sonst was. Und warum? Weil schon im normalen Verlagswesen am Ende kaum genug beim Autoren ankommt, damit der seine Rechnungen bezahlen kann. Bei dem ständig wachsenden Ebook-Markt sehe ich nun in der Flatrate das große Geschichten-Sterben direkt vor dem Tor. Da sind so viele Leute, die bei einem Buch die Hand aufhalten, dass der Macher selbst am Ende in die Röhre guckt. Vereinfacht sei mal gesagt: Wird mein Buch für 14,99 das Stück verkauft, bekomme ich als Autor am Ende vielleicht noch 1,30 raus. Eher weniger. Und Bücher werden nicht immer im 100.000er Auflagenbereich verkauft. Wir reden hier nicht selten von Zahlen im dreistelligen Bereich. Und die erste Zahl ist dabei ebenfalls nicht selten eine 1.
      Und dann kommt jetzt eine große Firma und bietet dein Buch - und 649.999 Andere für einen Pauschalpreis von 10 Euro an. Und zwar im MONAT. Das heißt, jedes deiner Werke ist mit diesen 10 Euro schon abgegolten. Das ist so, als wenn euer Chef sagt: "So, Freunde ... das Verdienstmodell hat sich geändert. Ab jetzt werden alle Bürokaufleute zusammen bezahlt. Es gibt 10.000 Euro monatlich ... insgesamt ... für alle Bürokaufleute Deutschlands."

      Uff ... da muss man schon schlucken, finde ich. Und mal Hand aufs Herz: Wer hat sich darüber schon einmal Gedanken gemacht? Vermutlich kaum einer. Dieses Flatrate-System wird zwangsläufig zu Autorensterben führen. Und ich will nicht wissen, wie viel Kreativität und Kultur uns dadurch durch die Lappen gehen wird.

      Das macht mir persönlich Angst.

      Ich persönlich habe für mich die Entscheidung gefällt, keine Flatrate-Modelle mehr zu benutzen. Mein Watchever-Abo werde ich ebenfalls kündigen. Werde ich dadurch mehr zahlen müssen, damit ich gute Filme, Musik und Geschichten bekomme? Ja ... durchaus. Aber das ist es mir wert, wenn das bedeutet, dass ich auch weiterhin gute Filme, Musik und Geschichten bekommen kann.

      Ich finde diese Diskussion hier in diesem Board übrigens besonders interessant, weil viele junge Leute hier rumlaufen und deren Sicht der Dinge interessiert mich. Habt ihr euch darüber schon einmal Gedanken gemacht? Seht ihr es vielleicht anders?
    • Ich weiß gar nicht was hier die Diskussions Grundlage sein soll?!

      Ist es das durch Flatrate berechnung viele Autoren einfach untergehen werden ? Würden Sie es denn nicht ohne ?

      Das Problem ist nicht die Flatrate, sondern das Allgemein ein Autor den vorher keine sau kannte, auch durch die Flatrate nicht unbedingt jemand kennen wird.

      Und ich weiß ja nicht was du denkst was ein Autor dessen Buch per Kindle Unlimited ausgeliehen wird verdient, aber wenn ich sehe was du denkst - dann ist das schon mal schlichtweg falsch (Stichwort hier ist KDP Select).

      Kurz hier dafür die Auszüge um überhaupt vom Unlimited "Pool" das Geld zu sehen, muss der Leser des Buches mindestens 10% vom Buch lesen. Ab dem moment kriegt der Autor Geld, wie viel ist natürlich leicht errechenbar.
      (Für mehr Info: kdp.amazon.com/help?topicId=A3BQJE2QV37M1B)

      Was heißt das jetzt also für jemand, dem das eigentlich egal sein kann ob ein Autor jetzt verhungert oder nicht ?

      Wenn mir ein Buch gefällt, und ich davon mehr als 10% lese (was annehmen lässt das ich es mag), dann kriegt der Autor was von dem Geld. Falls das Buch aber so grottig ist das ich es schon nach wenigen % abbreche, dann kriegt er auch kein Geld - ist aber auch kein Risiko eingegangen da er ja Amazon keine Gebühren entrichten musste.

      Für mich ist immernoch schleierhaft wo das "sehr" negativ sein soll für Autoren.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Pancho ()

    • Ehrlich gesagt verstehe ich jetzt deine Aufbrausende Art nicht :D Komm wieder runter, Kollege. Fühlst du dich persönlich attackiert, weil du gerne Flatrates nutzt und ich sie nicht gut finde?

      Nochmal: "Diskussionsgrundlage" soll hier nicht "Ich find Flatrates blöd" sein, sondern schlicht und ergreifend: "Meine These ist: Flatrates sind schlecht. Wie seht ihr das? Habt ihr über das System nachgedacht."
      Habe ich alles in meinem Posting erklärt. Wenn du nicht in der Lage bist deinen Ton einer sachlichen Diskussion anzupassen, bringt das absolut nichts und ich verweise mit Freuden auf den aktuellen Thread von Crusader.

      Wenn du denkst, dass meine Annahme "schlichtweg falsch" ist - was dein gutes Recht ist - dann erkläre mir bitte meinen Fehler.

      Bei deinem Beispiel des KDP-Fonds wird aber auch mit Zahlen gerechnet, die völlig unrealistisch sind. Und das Geld wandert ja nicht vom Käufer direkt zum Autoren (es sei denn, er macht Selfpublishing). Dazwischen hängen noch Verlage, Lektoren, Werbemaßnahmen und und und. Da ist ein Rattenschwanz, der bezahlt werden will. Und die Kindle-Flatrate senkt die Einnahmen erheblich.

      Dieses 10%-System war mir auch noch nicht bekannt. Finde ich sogar noch schrecklicher. Wenn ich es richtig verstanden habe, muss ich als Leser 10% eines Buches lesen, bevor Verlag und Autor eben dieses Buches überhaupt Geld sehen? Das wären bei einem dünnen Buch (ich veranschlage mal 400 Seiten) mal schlanke 40 Seiten. 40 Seiten Leseprobe? Ja, ne. Is klar. Setz dich mal in eine Buchhandlung und sag: "Moin ... ich nehme dieses Buch hier und lese 10% ... wenn ichs geil finde, bezahl ich."
      Die werden glauben, du veralberst sie.
    • Ich weiß gar nicht wo ich jetzt "aufbrausend" war,aber gut interpretier was du nicht lassen kannst.

      Das du mit freuden auf einen Thread verweist von jemand von dem ich keine Ahnung habe wer das ist und auch von seinen Beiträgen her eine so geringe Anzahl hat, das es fast normal ist ihn nicht zu kennen - ist auch schön für dich, wieso du es machst verstehe ich aber auch nicht (und ja, ich habe seinen Beitrag gelesen, das ändert nichts).

      Wenn die Zahlen unrealistisch sind und der Autor keine Lust hat dieses System zu benutzen, muss er es ja auch nicht. Wenn sein Verlag sich aber dafür entschließt dies zu tun weil denen der Gewinn nicht groß genug ist - dann sollte der Autor doch irgendwie mal merken das sein Verlag vielleicht nicht das wahre ist.

      Und da du schon Self publishing erwähnst, ist es doch auch wieder komplett dem Autor überlassen was er wie Amazon einräumt an rechten.

      Ist dir überhaupt bewusst das viele große Verlage nicht mal im Kindle Unlimited Programm drin sind ? Das dadurch das Spielfeld für die "kleineren" besser ist ?

      Ich weiß gar nicht wieso das 10% System jetzt schlecht sein soll, du willst ja auch ein Auto probe fahren bevor du es kaufst. Dein Vergleich mit der Buchhandlung ist zudem mangelhaft, in der Buchhandlung würdest du den Zustand des Buches sofort verschlechtern durch dein Lesen und würdest womöglich sogar Personalkosten hervorrufen weil dich jemand beraten musste und dir das Buch raussuchen musste. Das alles fällt in der digitalen Welt weg.

      Sorry, aber ich will keinen Autoren Geld geben wenn ich merke das nach wenigen Seiten sein/ihr Buch schlecht ist. Du probierst ja Schuhe auch bevor du sie kaufst, wieso ist das anderes ?
    • Der Ton macht die Musik. Das ist alles, was ich dazu sage.

      Grundsätzlich hast du natürlich recht, wenn du sagst, das ein Verlag sich nicht am Kindle-Programm beteiligen muss. Aber wenn man im Geschäft bleiben möchte, bleibt einem als Verlag oft gar nichts anderes übrig. Und als Autor ist man - wenn man sich nicht selbst verlegt - eben an seinen Verlag gebunden. Und sich "mal eben einen anderen Verlag suchen" sitzt auch nicht einfach so drin. Man kann froh sein, wenn man als Autor überhaupt veröffentlicht wird - und das sagt GAR nichts über die Qualität des Geschriebenen aus.

      Dein Vergleich mit dem "Schuhe anprobieren" hinkt gewaltig. Ich muss die Schuhe anprobieren, um sie überhaupt nutzen zu können. Vergleichen mit dem 10%-Modell könnte man es, wenn man sagen würde: "Moin, ich will diese Schuhe hier kaufen. Ich geh mal eben raus und laufe ein paar Kilometer damit und erst dann bezahle ich."

      Ein BUCH zu testen ist leicht. Für fast jedes gibt es offizielle Leseproben. Meistens bei den Autoren selbst oder sogar bei Amazon (wenn man denn unbedingt bei Amazon kaufen möchte). Da kann man sehen, ob die Schreibe des Autors einem liegt.

      Übertrag das 10%-Prinzip doch mal auf das Kino. Da hast du einen Trailer, der dein Interesse weckt. Dann gehst du ins Kino, zahlst deine 12 Euro und gut. Da kannst du auch nicht reingehen und sagen: "Moin Jungs, ich guck mal gerade rein. Ich komm in 15 Minuten wieder raus und zahl dann, wenn ichs geil finde."

      Es geht hier um die Verhältnismäßigkeit. Ein Buch zu schreiben ist Arbeit und dauert Monate. Vorangehend oft viele Wochen Recherche und nach dem Schreiben noch einmal viele Wochen Nachbearbeitung ohne und dann noch einmal mit dem Lektor.

      Aber mal weg von den Büchern. Musik-Streaming. Was glaubst du bekommt ein Künstler denn für das Abspielen eines Liedes? Ich nutze der Einfachheit halber einfach mal Wikipedia zum Artikel von Spotify. Mir ist bewusst, dass Wikipedia als Quelle nichts taugt, aber für einen ersten Eindruck soll es reichen. Ich kann gerne auch noch nach anderen Quellen suchen.

      Recherchen des Hessischen Rundfunks vom April 2013 zufolge bekommt ein Künstler im besten Fall nur 0,00164 Euro pro Stream. Zum Vergleich: Verkauft ein Künstler ein Album mit 13 Liedern auf CD, bleiben ihm im besten Fall rund 3 Euro. Wird es gestreamt, sind es rund 0,02 Euro. Das Album müsse also rund 145 mal gestreamt werden, damit der Künstler auf einen ähnlichen Ertrag kommt.


      Das sind Zahlen, die einem echt weh tun, vor allem dann, wenn man kein Mainstream-Künstler ist.
    • Geht das jetzt hier vorrangig um Bücher? Da kann ich nämlich nicht mitreden.

      Bei anderen Flatrates allerdings schon. Zum Streamen von Musik nutze ich z.B. Spotify, bei Filmen & Serien gibt es Sky Go sowie Amazon Instant Video bei uns zu Hause.

      Ich bin da auch so egoistisch zu sagen, dass mir "egal" ist, was die Künstler davon sehen. Das Angebot ist da, das Angebot ist legal, also nutze ich das Angebot.

      Nichtsdestotrotz fördert das nur die "ich muss alles haben, aber möglichst wenig bis nichts bezahlen" Mentalität und das gefällt mir umso weniger. Heutzutage darf am besten alles umsonst sein, da wird sich dann beschwert, dass in z.B. Amazon Instant Video nicht die aktuellsten Filme und Serien sind und sowas. Das nervt.

      Aber alles in allem finde ich diese Flatrate-Modelle für den Kunden nur gut. Wenn ich z.B. ein Album bei Spotify Probe höre, kaufe ich das wenn es mir gefällt auch fürs Regal.

      Rein auf Flatrate-Dienste ausweichen ist nicht mein Ding, dazu habe ich zu gerne was "in der Hand".
    • Ich mache beides. Gerade haupsächlich über Spotify.
      Da den Premium Service. Und wenn ich da ein Album höre und ich es geil finde, kauf ich es mir im Laden.
      Und das ist kein Gelaber, so gehe ich vor.

      Ich sehe es eben nicht ein für etwas was mir nicht gefällt Geld zu bezahlen. (Die 9.99€ für Spotify rechnen wir jetzt mal nicht, weil da auch viel dabei ist was mir gefällt).

      Entweder du stirbst als Held

      oder du lebst lang genug um böse zu werden!
    • Karl Lauer schrieb:



      Das sind Zahlen, die einem echt weh tun, vor allem dann, wenn man kein Mainstream-Künstler ist.


      Nur sollte man dabei nicht vergessen, dass die Zahl der Leute, die das gewünschte Produkt streamen (Musik, Filme, Serien, Bücher) denn auch für den vollen Preis im Laden kaufen würden? Ich persönlich habe bewusst noch nie ein Musik-Album im Handel erworben. Hab es nie eingesehen, pro Song umgerechnet nen Euro oder mehr zu zahlen. Auch auf iTunes habe ich mir bisher keinen Track gekauft. Spotify bietet mir da nun mal ein optimales Modell, da höre ich mir ein Album einmal durch, erstelle mir meine eigene Playlist, abonniere bereits vorhandene Playlists etc. Interessant wäre hier eine Berechnung, wie viel Künstler X vor den Streaming-Diensten verdient hat und es aktuell tut. Klar, das kann man nicht 1zu1 gegenüber stellen, der Musik-Geschmack ändert sich, die Bekanntheit des Künstlers etc. Aber einen groben Richtwert könnte man da durchaus herausrechnen. Auch bei Serien. Wenn ich dann sehe, dass die Blue-Ray Box von Staffel X 50-70 Euro kostet, würde ich das nie im Leben ausgeben. Genauso wenig bei einzelnen Filmen. Klar, ich hab die eine oder andere Blue-Ray schon daheim. Doch Sky Go versorgt mich da echt richtig gut.

      Thema Bücher: Ich habe zu meiner Schulzeit wahnsinnig gerne gelesen. Danach hat sich das ein wenig verlaufen. Wenn ich mir aber jetzt zB mal wieder ein Buch meines favorisierten Autors Hohlbein gönnen will, sehe ich da schlappe 20 Euro aufwärts. Das kann und ich will ich einfach nicht ausgeben. Eien Ausnahme war vor paar Monaten Der Herr der Ringe, der knapp 50 Tacken gekostet hat, das gab es dann aber als Geschenk. Die Flatrate werde ich mir trotzdem nicht holen, da ich kein kompatibles Gerät dafür habe, stehe aber der Flatrate-Entwicklung sehr positiv gegenüber und begrüße sie auch.
    • Alexangorn schrieb:

      Nur sollte man dabei nicht vergessen, dass die Zahl der Leute, die das gewünschte Produkt streamen (Musik, Filme, Serien, Bücher) denn auch für den vollen Preis im Laden kaufen würden? Ich persönlich habe bewusst noch nie ein Musik-Album im Handel erworben.


      Diese Aussage ist harter Tobak für jemanden aus meiner Generation. Wir haben uns früher über unsere Sammlungen definiert. Die Auswahl stand für die persönliche Geschichte und den persönlichen Geschmack. Jede einzelne CD hatte ihren persönlichen Wert und ihre Story.

      Streaming ist aus meiner Sicht arm machender Überfluss. Leider habe ich mich auch daran gewöhnt alles sofort und in Massen zu bekommen. Glücklicher bin ich dadurch nicht geworden. Als Kreativer musste ich einsehen, dass es heutzutage wenig Sinn macht sich aktiv und / oder geschäftlich mit den Künsten zu beschäftigen, wenn man seine Miete zahlen möchten und als Konsument vermisse ich das gute Gefühl mit diesem einen Film, dieser einen CD etc. aus einem Laden zu gehen. Wenn ich keinen Super-Mega-Deal ala "10 kaufen - 1 bezahlen" bekomme, ziehe ich direkt eine Fresse und denk mir, dass der Scheiss zu teuer ist.

      Die Wahrheit ist - der Überfluss im Netz hat den Wert eines einzelnen physikalischen Mediums zunichte gemacht. Und dieses wiederum ist Ergebnis von monatelanger harter Arbeit durch Künstler und deren geschäftlichem Umfeld.
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    • Du kannst dich ja ruhig weiter über deine Sammlung definieren, aber warum sollte seine Einstellung dazu harter Tobak sein? Du sagst es ja selber: Überfluss im Netz hat den Wert zerstört. Warum sollte er dann mehr bezahlen, als es am Ende wert ist? Nur, weil er ein guter Mensch ist? ^^

      Von der Kunst an sich konnten schon immer nur die wenigsten leben. Wenn ich wirklich gut bin, dann verkaufe ich mich auch gut. mMn ist die richtige Einstellung zu diesen Diensten ein sinnvoller Weg. Gezwungen werden, bei Amazon & Co. mitzumachen, sollte ein guter Schriftsteller oder Musiker nie nötig haben. Dann stimmt eher etwas mit dem Management und der PR nicht.

      Ich habe oft das Gefühl, dass es die graue unbedeutende Masse ist, die da jammert. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht. Dafür bin ich nicht genug im Thema drin...
    • Die ganze Sache hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil davon ist sicher auch, dass sich die Leute lieber einen Pauschalpreis gönnen und dafür Filme und Musik legal konsumieren und weniger auf unrechtmäßige Art an die Werke kommen. Bei Büchern ist das vielleicht weniger gegeben.

      Als weiteren Vorteil sehe ich darin, dass man auf einfache Art auch mal etwas Neues für sich entdecken kann. Bei kleineren Bands könnte das für einen Bekanntheitsschub sorgen. Auch ist man auf der sicheren Seite, wenn man sich mal über Serie X oder Film Y schlau machen möchte und mal reinschnuppert. Zumindest geht es mir so, dass ich diese Dienste (Spotify, Amazon) dazu nutze, auf legale Art und Weise manche Werke kennenzulernen, ohne dass ich relativ viel Geld einfach ausgebe und am Ende vom Werk enttäuscht bin. Auch wenn ich diese Dienste nutze, kaufe ich mir das eine oder andere Medium noch, weil ich auch gerne eine große, materielle Sammlung davon habe.

      Bei den Büchern dürfte es allerdings schwieriger werden. Ich glaube kaum, dass sich jemand dazu verleiten lässt, einen Bruchteil der Bücher zu kaufen, die man mehr oder weniger zufällig über diesen Dienst findet.
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    • @Cove: Das ist defintiv nicht der Fall. Amazon und co. ist in Deutschland mit der stärkste (wenn nicht sogar DER größte) Absatzmarkt was Bücher und auch andere Dinge angeht. Ein Verlag oder ein Label, das auf Amazon verzichtet, verzichtet auf Einnahmen, die zwingend notwendig sind, damit weiter Produkte hergestellt werden können.

      Ich persönlich kann natürlich verstehen, wenn jemand diese Flatrates nutzt. Ich habe sie selbst lange und ausgiebig benutzt. Ob nun Spotify oder Watchever oder Audible. Alles gerne mitgenommen.

      Inzwischen wird das Gefühl im Magen aber immer flauer, denn ich kenne nicht wenige Leute persönlich, die mittlerweile ihr Label dichtgemacht haben, weil es sich einfach nicht mehr rentiert hat, Hörbücher zu produzieren, wenn Audible die Dinger für 5 bis 10 Euro im Abo verramscht. Und ich rede hier nicht von 1 CD - Hörbüchern. Sondern von den Dingern, die mal gerne 6 und mehr CDs beinhalten und 20, 30, 40 oder sogar 50 Stunden Spielzeit haben. Das rentiert sich einfach nicht und gerade die kleinen Labels haben wirkliche Probleme.

      MEINE Sicht der Dinge ist, dass es unheimlich schade ist, dass den meisten Leuten dieser Umstand ziemlich egal ist. Sie bekommen ja legal und kostengünstig ihr Produkt. Und wenn man dann auch noch Fan von den ganz großen Firmen und Namen ist, braucht man ja nicht einmal Angst davor haben, dass diese Namen irgendwann verschwinden. Aber die kleinen Namen, die verschwinden und - GANZ WICHTIG - die gehören NICHT zu einer grauen Masse, nur weil sie klein sind. Sie haben nur nicht das Geld, um die Werbung zu machen, die sie bräuchte. Gerade bei den kleinen Firmen, sind oft die RICHTIG guten Sachen.

      "Wenn ich wirklich gut bin, dann verkaufe ich mich auch gut" - ist ziemlicher Käse. Kreative Leute sind nicht selten äußerst schüchterne und introvertierte Menschen, die einzig und allein für ihre Kunst/Musik/Geschichten leben ... die können ihr Zeug nicht ohne Verlag oder Manager oder Agenten an den Mann bringen und von ihrer Arbeit leben. Und ich finde es zutiefst erschütternd, dass so viele Leute darauf - entschuldige die Wortwahl - scheißen. Ich will gar nicht wissen, wie viele "kleine Fische" zu "großen Fischen" werden könnten, wenn es mehr Unterstützung und Respekt seitens des Konsumenten gäbe.

      Aber naja ... ich kann es ja wie gesagt verstehen. Ich habe mich, wie David schon sagte, ja auch an diese "Geiz ist Geil"-Mentalität gewöhnt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Karl Lauer ()

    • Ein Verlag oder ein Label, das auf Amazon verzichtet, verzichtet auf Einnahmen, die zwingend notwendig sind, damit weiter Produkte hergestellt werden können.


      Tut er das denn wirklich? Seine Einnahmen wären doch bei der Flatrate eh unzureichend? ;)

      Kreative Leute sind nicht selten äußerst schüchterne und introvertierte Menschen, die einzig und allein für ihre Kunst/Musik/Geschichten leben ... die können ihr Zeug nicht ohne Verlag oder Manager oder Agenten an den Mann bringen und von ihrer Arbeit leben.

      Puh, also wenn sie gut sind, haben sie sicher kein Problem einen Manager zu finden. Das kann man doch nicht auf eine mögliche Introvertiertheit schieben. Und wenn sie dann keinen Erfolg haben sollten, dann ist das Management/Marketing evtl. schlecht. Heutzutage lässt sich mMn über gute PR sehr schnell vieles leicht verbreiten. Die Sozialen Netzwerke lassen grüßen. Da sollte sich schnell eine Fanbase finden.

      Sie haben nur nicht das Geld, um die Werbung zu machen, die sie bräuchte. Gerade bei den kleinen Firmen, sind oft die RICHTIG guten Sachen.

      Facebook, Leseprobe rein, Die Zielgruppe richtig gewählt, 160€ für eine Woche Werbung - macht eine Reichweite von ca. 25.000. Das ist wirklich die simpelste Variante. Klappt sicher auch mit Hörproben... Vor allem, wenn sie RICHTIG gut sind. ^^
    • Du argumentierst da aus einem branchenfremden Blickwinkel. So bilderbuchmäßig läuft das nicht. Die Musikbranche hat bspw. schon immer eine enorme Flopquote gehabt. 10% an Küstlern die gut laufen, haben auch zu guten Zeiten 90% des Rests finanziert. Aber sie haben ihn finanziert. Und das ist der Punkt. Wir haben jetzt eine Situation in der selbst hauptberufliche Künstler ohne Zweitjob nicht mehr über die Runden kommen. Musik aus der Konserve hat einfach keinen Wert mehr und taugt bestenfalls als Visitenkarte. Ein paar hundert Singles verkauft und du bist Top 100 Act (und gleichzeitig im ALG II Bezug - gibt's, kein Witz).

      Auch für Schriftsteller und Autoren kommts jetzt m.E. ziemlich dicke. Gerade wo sich eBooks einigermaßen etabliert haben kommt jetzt die Flatrate um die Ecke. Würde man mit der Logik der Musikbranche argumentieren, würde man einem Autor nun raten die Bücher einfach als Promotion anzusehen und das Geld mit Merchandise und Lesungen zu verdienen. Da ist es schon wahrscheinlicher, dass wir den Namen des ein oder anderen Schriftsteller demnächst im Mitarbeiterverzeichnis einer Werbeagentur als Texter wiederfinden.
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    • @Cove: Natürlich können gute Leute sich einen Manager/Agenten/Label/Verlag/wasauchimmer suchen ... aber sobald man da unterschreibt, hat man in 90% der Fälle kein Mitspracherecht mehr darüber, wie dein Buch/deine Musik/dein Bild/dein WasAuchImmer vermarktet wird. Du musst dann damit leben, wenn dein Verlag mit deinem Buch bei den Flatrates mitmacht. Und den Verlag wechseln geht auch nicht so ohne Weiteres. Das ist alles nicht so einfach, wie es sich der Konsument vorstellt. Ich habe vor Kurzem diverse Ratgeber von Autoren für Autoren gelesen, weil mich die Schriftstellerei sehr interessiert und da laufen Vorgänge "im Hintergrund" ab, die sich der geneigte Leser gar nicht vorstellt. Das fängt schon bei der Suche eines Agenten/Verlags an ... das kann mitunter Jahre (!) dauern, bis man ein (!) Manuskript verkaufen kann. Wenn man es überhaupt verkaufen kann. Und dann ist man ein ganz kleines Licht. Und diese Bücher werden dann nicht, wie die meisten denken, tausendfach verkauft. Die Auflagen sind meist ganz klein und von dem Verkaufspreis kommt beim Autoren eben schon nicht mehr viel an. Wie das mit der Flatrate ist, will ich mir gar nicht ausmalen.
    • Amazon bietet nämlich seit langem Schreibern an, ihre Werke – unter Umgehung von Verlagen – direkt über Amazon anzubieten. Dabei streicht der Internethändler „nur“ 30 Prozent ein. Dem Autor verbleiben also 70 Prozent vom Verkaufspreis, was auf den ersten Blick sehr generös aussieht, wenn man weiß, dass bei den Verlagen in der Regel etwa zehn Prozent des Verkaufspreises beim Autor bleiben, wenn Bücher in Deutschland über den Buchhandel verkauft werden.


      Amazon hat hier ganz offensichtlich ein Segment im Buchmarkt etabliert, das von den Verlagen bislang vernachlässigt wurde. In der Regel sind es schnell geschriebene Unterhaltungsromane, deren Erfolg auch am niedrigen Verkaufspreis liegt. Der derzeitige Bestseller bei Amazon ist die Liebesgeschichte „Ein Hinterwäldler zum Verlieben“ für 89 Cent. Dessen Autorin Poppy J. Anderson (ein Pseudonym natürlich), eine 31 Jahre alte Historikerin, hat über Amazon bereits 600.000 Bücher verkauft, wie sie neulich der FAS verriet. Bei 600.000 Büchern und bis zu 70 Prozent Autorenanteil (bei 0,89 Euro Abgabepreis liegt der Autorenanteil offenbar niedriger als 70 Prozent) kann sich das Ganze auch bei niedrigen Verkaufspreisen für den Autoren rechnen.


      Die im Abo enthaltenen Selfpublishing-Autoren freilich vergütet der Konzern erst dann, wenn ein Leser sein Buch zu mindestens zehn Prozent gelesen hat. So viel lässt sich also schon sicher sagen, Literatur wird anders geschrieben sein müssen, wenn sie unter den Bedingungen der Bücher-Flatrates Erfolg haben will.


      blogs.stern.de/meiersmedienblo…ip-den-buchmarkt-erfasst/

      Der Kommentar ist zwar schon 2 Wochen alt, aber die angesprochenen Punkte zeigen eigentlich auch gut, dass es durchaus eine Chance ist, die man hier nutzen kann.

      Besonders interessant fand ich zum Thema aber auch:
      Doch diese Bücher sind auch sonst für Centbeträge oder wenige Dollar als Ebooks erhältlich. Bei zehn Dollar Monatsgebühr (oder einem entsprechenden Betrag in Euro) müsste also mindestens fünf solcher Titel in 30 Tagen lesen, damit sich das Ganze lohnt. Zudem behält der Kunde das Buch nur so lange auf seinem Kindle, solang er Abonnent bleibt. Nicht nur das reale Bücherregal ist also futsch, sondern auch das virtuelle auf dem E-Reader.

      Es bringt also auch dem Leser nicht nur Vorteile.

      Tatsächlich kann ich mir auch deshalb vorstellen, dass es nicht wenige Leser geben wird, die gerne und viel des Flatrateangebots nutzen werden und sich bei einem gelungenen Werk auch eine Printversion zulegen werden. Einfach, weil Vielleser oft noch Liebhaber und verträumte Romantiker sind, die ein Buch auch mal einfach nur des Besitzes wegen kaufen. (Geruch des Buches, Cover, Gefühl des Papiers, etc.pp. - Ich kenne das von mir und frischen Zeitungen. ;) )
      Das gleiche gilt natürlich auch für Musikliebhaber. Ich habe nichts dagegen, mir ein Album zu kaufen, das mich überzeugt hat.
    • Kannste vergessen. Die gleiche Argumentation las man bei CDs auch immer und am Ende des Tages stapeln sich die Pressungen in den Kellern und Nebenzimmern der Labels. Was im Netz gratis oder per Dumping zu haben ist wird nicht gekauft.

      Aus gutem Grund übrigens gerade der Renner in der Branche ;):
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    • Ein Bekannter von mir ist Sänger einer international bekannten Band. International behaupte ich jetzt mal, da einschlägige Magazine wie RockHard , Metal Hammer, Metal Hammer UK (Video auf Heft CD) + Support für Nightwish und Steve Vai, sowie Headliner auf dem ProgPower den Status unterstreichen.

      Nach einem Gig vor kurzem haben wir uns auch über das Thema Spotify unterhalten. Um mal Zahlen zu nennen: Bei 65.000 Klicks bekommt die Truppe einen Erlös von "satten" 23$.
      Würde man hingegen eine Hard-Copy oder einen Download (Album) über's Bandcamp beziehen bekommen sie 90% Erlös.

      Aus dem Grund werden sie auch nie viele Songs auf besagter Plattform veröffentlichen. Ich finde das ist schon harter Tobak. Gerade für eine weltweit anerkannte Band. Jetzt kenn ich natürlich die Bemessungsgrenzen nicht. Ob ne Truppe wie Machine Head z.B. auch nur 23$ bei selbiger Anzahl Klicks bekommt? Keine Ahnung.

      Dass Amazon dazu Fälschungen aus Russland verkauft und die Truppe aus Australien kommt (und somit ziemlich teuer ist) macht die Sache dann nebenbei nicht einfacher..

      Aber so schaut es wohl mittlerweile für viele Künstler aus. Hatte ich vor dem Gespräch so auch nicht auf dem Schirm.
    • Ja, die Zahlen sind grausam. Vergleicht man da den Lokführer-Streik dagegen könnte man sich auf den Boden schmeißen und kugeln vor lachen. Und es geht ja gerade um die Größenordnung von dir angesprochener Künstler. Die Leute meinen immer man spricht da von irgendwelchen Hinterhofkapellen. Das Beispiel mit den Hartz IV empfangenden Top 100 Musikern ist kein Witz. In den Augen der Öffentlichkeit sind Musiker in Reichtum schwimmende Ikonen, die jetzt halt ein paar Euro weniger haben. In Wahrheit ist hier eine ganze Berufsgruppe vernichtet worden, die nur deshalb noch aktiv durch die Gegend ziehen, weil sie den Kram so lieben, dass sie sich dafür notfalls vierteilen und ruinieren.
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    • Das Problem zieht sich übrigens locker durch fast alle Künstler-Berufe. Autoren, Schauspieler, Maler, wasauchimmer ... da gibt es immer nur eine handvoll Leute, die von ihrem Arbeitsentgelt ein erfülltes Leben führen können. Die meisten können nicht einmal ihr täglich Brot davon bezahlen.

      Hart ist ja auch, dass viele Leute einfach denken: "Naja, das ist ja nun auch keine richtige Arbeit."

      Ich frage mich, wie sich solche Leute den Beruf vorstellen.