Mass Effect 3

In The Arrival lernen wir, dass die Zerstörung eines Massenportals immer eine Supernova bedeutet. Das heißt die Galaxie mit dem Portal wird ausgelöscht. Genau das passiert am Ende von Mass Effect 3. Das heißt es gibt gerade zwei Möglichkeiten.

Möglichkeit 1) Die Portale haben keine Supernova hervorgerufen und die Galaxie überlebt. Wenn auch ohne Portale und mit nahezu allen Flotten auf der Erde gestrandet. Das wäre aber ein grober Bruch mit dem eigenen Lore und komplett unlogisch. Zumal man sogar den Explosionsradius der Nova auf der Karte sieht.

Möglichkeit 2) Die Portale explodieren und die halbe Galaxie wird vernichtet. Zumindest alle Systeme in denen es ein Portal gab. Das wäre laut Lore faktisch die richtige Lösung. Jedoch wäre damit unser komplettes Opfer und der Kampf für die Galaxie überflüssig gewesen. Am Ende wäre es dann Shepard gewesen, der Milliarden Spezies ausgelöscht hat. Wieso haben wir dann überhaupt für die Galaxie gekämpft, wenn Shepard am Ende eine schlimmere Tat als die Reaper vollzieht. Wieso habe ich die Genophage geheilt, die Geth gerettet und für die Erde gekämpft, wenn letztendlich eh fast alle getötet werden.

Drehen wir die Zeit zurück. Vor knapp 2 Wochen habe ich Mass Effect 3, trotz meines mir selber gegebenen Versprechens, erst nach einem Rerun damit zu beginnen, in die Playstation geworfen. Die Liebe für das Spiel, für die Welt, für die Geschöpfe in ihr hatte mich überwältigt.

Nun sitze ich hier, mit roten Augen, um mich herum Chipstüten, Wasserflaschen und M&Ms. Im Hintergrund läuft „We take back everything“ der 3Typen auf Repeat. Und denke immer noch über das nach, was da eben über meinen Bildschirm geflimmert ist.

Erneuter Massenportal-Zeitsprung. Ich sitze auf meinem alten Sofa, in meinem alten Zimmer, und fluche, was Mass Effect 1 doch für ein Drexxspiel ist. Warum der Hype? Warum die Fanmassen? Die vielen Fanforen? Ich verstehe es nicht. Doch dann, das erste Mal auf der Citadel. Das erste Mal stehe ich dem Rat gegenüber. Der Rat, der mir nicht zuhören will. Der sich der Gefahr nicht bewusst ist. Den ICH überzeugen muss. Und meine Reise beginnt…

Über 3 Spiele, und damit komme ich wieder auf die oben stehenden Worte zurück. Ich habe mich verliebt. Verliebt in meine Crew. Verliebt in die vielen Geschöpfe. Salarianer, Batarianer, Asari, Geth, Turianer, Kroganer. Und noch viele mehr. Und natürlich verliebt in die Geschichte.

Ob in Teil 1 die Begegnung mit Sovereign. Teil 2 mit Cerberus und den Kollektoren. Und nun Teil 3, der Höhepunkt des Konflikts. Das Ende des Zyklus. Das Ende des organischen Lebens…

NEIN! Denn ich rücke wieder aus. Mit meinen alten Kameraden. Mit meinen Freunden.

Ich sitze hier, und tippe diese Worte mit einem Kloß im Hals und leicht-feuchten Augen. Denn Mass Effect 3 schließt die Geschichte, MEINE Geschichte, würdig ab. Bei jedem Crewmitglied, welches sich für das große Ganze geopfert hat, hatte ich Gänsehaut und starrte den Bildschirm mit offenem Mund an. Hatte ich doch in Teil 1 und 2 ihre Geschichte kennengelernt. Und sie als Freunde ins Herz geschlossen.

Mein Ende war nicht „perfekt“. Jedenfalls nicht nach dem Youtube-Maß. Aber waren meine Entscheidungen immer perfekt? Hätte ich die Rachni auf Utukku auslöschen sollen? Hätte ich mich für die Quarianer und gegen die Geth entscheiden sollen? Ich weiß es nicht. Genauso wenig, wie es „mein“ Shepard wusste. Aber es hat sich in den Momenten immer richtig angefühlt. Und dann, die letzte Stunde, ein Wechselbad der Gefühle. Garrus, der beste Freund seit Teil 1, den ich auf der Citadel beim Wettschießen habe gewinnen lassen. Tot. Meine geliebte Liara, die ich in Teil 1 befreit habe. Die ich in Teil 2 unterstützt habe. Mit der ich in Teil 3 jede Mission bestritten und mit ihr die Zerstörung von Thessia erlebt habe. Tot. Von den Reapern auf den Weg zur Citadel, dem Schlüssel zum Erfolg, zum Sieg, getötet. Und nun ist es an mir, meinen Beitrag, mein Opfer zu leisten. Indem ich mich selbst, aber auch die Reaper, zerstöre. Und der Galaxie (vorläufigen) Friede schenke.

Ich habe mich während des Schreibens bestimmt oftmals wiederholt. Aber Mass Effect ist mir ans Herz gewachsen, wie kaum eine Serie vorher. Kein Uncharted konnte das. Auch nicht das bestimmt 1001-mal durchgespielte GTA: San Andreas. Und somit sind wiederholte Worte keine für mich überflüssigen.

Dieser Text soll auch kein Review im eigentlichen Sinne darstellen. Keine Bewertung von Abwechslung, Technik oder Rollenspiel-Aspekte. Nein, das überlasse ich den Heerscharen von Journalisten. Diese Dinge waren, sind und werden für mich in Bezug auf die Mass Effect Reihe sekundär bleiben.

Denn Mass Effect war für mich als Serie nie Technik. Es war für mich Liebe und Gefühle.

Und dafür danke ich Bioware.


Aziatic Ende.